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Man sagt ja gerne und oft zu Recht, daß Bücher den Horizont
erweitern. Nicht nur metaphorisch sondern buchstäblich gilt das jedenfalls
für Dava Sobels historisch belegte Geschichte vom LÄNGENGRAD.
Sauber recherchiert und ohne jeden Schnörkel erzählt, packt sie
einen von der ersten bis zur letzten Seite - gerade weil man vielleicht
den schulischen Geschichts- und Erdkundeunterricht noch als lästige
Auswendiglern- und Gähnnebenfächer in Erinnerung hat.
Während
die Breitengrade inklusive des Äquators bereits seit fast zweieinhalbtausend
Jahren aus der Beobachtung der Himmelskörper abgeleitet werden können,
war und ist der Urmeridian, d.h. der Null-Längengrad eine willkürliche
Festlegung des Menschen. Seit 1884 zieht er sich international verbindlich
durch die kleine Stadt Greenwich, was wider Erwarten durchaus praktischen
Vernunftsgründen entspricht.
Wie aber konnte man sich von so einer
gedachten Linie auf hoher See "weiterhangeln"? Zwei Möglichkeiten
schienen am erfolgversprechendsten: Die Bestimmung der Position des Mondes,
die allerdings permanent wechselte, und die Zeitmessung. Ersteres erforderte
langwierige und komplizierte Berechnungen, letzteres eine Uhr, die auf
dem Meer trotz Schaukelbewegungen, hoher Luftfeuchtigkeit und starken Temperaturschwankungen
höchstens eine ½ Sekunde pro Tag "falsch" gehen durfte.
Nachdem es einmal mehr auf Grund eines tragischen Navigierfehlers zur Katastrophe
kam, setzte man 1714 einen immensen Geldpreis aus, um endlich eine Lösung
zu finden. Warum John Harrison dann den Preis und die Anerkennung für
seine Leistung nicht 1737 sondern erst 1773 erhalten hatte, ist der hanebüchene
Höhepunkt dieser Geschichte.