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Rudolf Slawitschek

Hans Adam Löwenmacht

Fantasy-Roman. Weitbrecht Verlag, Stuttgart 1997, 413 S., ISBN: 3-522-71995-6, >>> Amazon
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Sichtbar gewordener Dammbruch im Jahre 52 nach der Befreiung? Oder "nur" zynische Mechanismen des Marktes? Gern hätte ich mitgeholfen, einen "zu Unrecht vergessenen Zeitgenossen und Geistesverwandten von Leo Perutz" wieder ins Bewußtsein der Leserschaft zu rücken. Der phantastische Roman HANS ADAM LÖWENMACHT von Rudolf Slawitschek liest sich ja auch erst einmal ganz vergnüglich und erinnert in seinem Tonfall an den Simplicissimus eines Grimmelshausen. So vermengt die Suche nach einer Geliebten im Pestjahr 1679 laut Nachwort von Franz Rottensteiner ein "Kompendium, eine Anthologie aller möglichen Motive aus Sage und phantastischer Literatur: der getreue Eckehard, das Vogelpaterle, die Räuberschar, die Wilde Jagd, Teufelsspuk und Hexenwerk".
Der Erstauflage von 1939 in Brünn folgten "noch zwei weitere, die dritte, 1942, umfasste immerhin das 4.-12. Tsd., was in Kriegszeiten als beachtlich gelten muss." Diese Erkenntnisse korrespondieren nun mit folgendem Absatz auf Seite 47: "Eine Woche später hörte man an allen Ecken, dass die Pest in der Judenstadt schon viele Opfer gefordert habe, nur dass die Juden es verheimlichten, damit man sie nicht in ihren Geschäften störe. Auf dass man nichts von Begräbnissen merke, würden die Leichen in die Moldau geworfen."
Obwohl Rottensteiner die jüdischen Traditionen des Prags von 1900 bis 1930 hervorhebt, versagt er sich hierzu jede Erläuterung. Dafür meint er ganz blauäugig, daß "die phantastische Literatur durch den Machtantritt des Nationalsozialismus völlig zum Erliegen gekommen war - die politisch-ideologischen Phantasten mit ihrem weltanschaulichen Monopolanspruch duldeten offensichtlich keine literarische Konkurrenz." Harmloser und in der Sache falscher hätte man das kaum noch ausdrücken können, schöpften die Nazis doch gerade aus der deutschen Sagenwelt ihre braune Suppe ab, waren von daher die drei Auflagen in Kriegszeiten doch keineswegs ungewöhnlich.
Bleibt die Frage, ob Slawitschek nur ein kleiner Opportunist oder heftiger mit den damaligen Machthabern verbandelt war. Vielleicht ist er aber einfach auch nur ein zu Recht vergessener Autor.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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