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Aben Baruel, ein zum Christentum konvertierter Jude, wurde 1487 der
Ketzerei angeklagt und zum Tode verurteilt. Nach seinem Tod erhielten ein
Jude, ein Moslem und ein Franziskanermönch jeweils ein verschlüsseltes
Rätselfragment. Nur wenn sie ihre glaubensbedingten Antipathien überwanden,
konnten sie dem letzten Willen Baruels entsprechen: Sie sollten gemeinsam
auf die Suche nach einem blauen Stein gehen, von dem man schon in uralter
Zeit erzählte, daß auf ihm in leuchtenden Lettern Gottes Ratschluß
übermittelt würde. Dazu mußten die drei aber ihre Fragmente
und ihr ganzes umfangreiches Wissen zusammenlegen. Es erfuhren jedoch auch
Königin Isabel und der Großinquisitor Tomas de Torquemeda von
dieser Unternehmung. Vermochte DER BLAUE STEIN etwa Isabels Machtentfaltung
zu behindern oder gar festzuschreiben, welche der Religionen die einzig
wahre ist? Eine überaus intelligente und noch dazu schöne Spionin
sollte hier gegebenenfalls für Abhilfe sorgen ...
Gilbert Sinoué
hat hier sehr eindrucksvoll die Lessing'sche Ringparabel (Nathan der Weise)
in ein historisches Epos übertragen. Das Aushalten des Anderen gestaltete
er darin zu einem geradezu notwendigen Miteinander, seine drei Hauptakteure
zeichnen sich dabei durch glaubwürdige "Menschlichkeit" aus.
Zugleich erschließt er uns die Umbrüche Spaniens im 15. Jahrhundert
als Folge visionären Denkens und engstirniger Kleingeisterei.
Wer
Interesse für religiöse Belange und Spaß an kryptischen
Rätseln hat, wird diesen fesselnden Roman nicht nur wegen der ähnlichen
Umschlaggestaltung gleich neben Noah Gordons "Medicus" einordnen.