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'... der genius loci heißt hier: Quietismus, In-Sich-Selbst-Versenkung, eine Art oberbaierischer Buddhismus, wie ihn die Bauern von Feldmoching ausgebrütet haben - hier unterliegt Alles, Friese, Pommer, Däne; nach einem Viertel Jahr sind sie bojifiziert ...'
So der 1896 in Haft einsitzende Oskar Panizza auf die Erwägung, ob eine Welle von Zuwanderern aus dem Norden die Stadt München womöglich vom 'katholischen Obskurantismus' befreien könnte. Nachzulesen ist das bei Bernhard Setzwein und seinen 'Spaziergängen durch die Geschichte einer Stadt'. Selber 'Münchner Kindl' und bereits mehrfach ausgezeichneter Autor, beweist er hier große Souveränität als Sekundärliterat.
Ohne je ins Volksdümmliche abzugleiten, gelingt ihm bei seinen die zahlreichen Zitate rahmenden Kommentierungen ein zurückhaltender Plauderton, der die kompetent und erhellend recherchierten Fundstücke ins rechte Licht zu setzen vermag. Damit spannt er einen Laune machenden Bogen von den Anfängen Münchens im 12. Jahrhundert - Am Anfang war das Machtwort! - bishin zum Schlußwort eines Zugereisten unserer Gegenwart, der in dieser Stadt eine 'gewisse Art Indien' sieht. Noch zu entdeckende 'Eigengewächse' neben bereits sehr bekannten wie Oskar Maria Graf, Gerhart Polt und Karl Valentin stehen dem namhaften 'Who's who' vieler langjähriger 'Gast-AutorInnen' gegenüber. Das nirgends trockene Wechselspiel von Geschichte und Geschichten vermeidet aber auch keineswegs die 'dunklen Jahre' und bezieht 'Vororte' wie Dachau ein.
Beachtenswert für 'Nordlichter' wie Einheimische, setzt setzt der Verlag mit 'München' ein weiteres Glanzlicht innerhalb seiner verdienstvollen Reihe von Literatur-Reiseführern.