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Die Bevölkerung der New Yorker Ratten teilt sich in Hafenratten,
Packratten und solche, die, igitt, wie die verhaßten Menschen mit
ihren Vorderpfoten Dinge anfertigen. Die Hafenratten werden von einem Kabinett
regiert, dessen Hauptziel das Eintreiben von 50000 Dollar pro Jahr ist.
Mit dieser Summe konnte bisher der Mensch Mr. Dollart davon abgehalten
werden, in seinen verlassenen Hafenspeichern Rattengift auszulegen. Diese
Vereinbarung gilt jedoch nach dem Tod von Mr. Dollart nicht mehr. Der Erbe
will die Speicher abreißen und auf dem Grundstück Parkplätze
schaffen. Das angesehene Kabinettsmitglied Hugo Nobelratz weiß keinen
anderen Ausweg, als dem Erben binnen kurzem die doppelte Jahresmiete anzubieten.
So schnell, so viel Geld auf der Straße zu finden, ist aber selbst
für Millionen Ratten nicht so einfach. Die Rettung naht nun gerade
in Gestalt jener verachteten Ratten, die abseits der Hafenanlagen in der
Nähe der Abwässerkanäle leben. So hat der löwenzahnweinsüchtige
Monty Spinnerratz schon seit Jahren Kontakt zu einem Menschen, dem er seinen
Goldschmuck auf das Allerfeinste graviert. Der Titelheld und Neffe gleichen
Namens dagegen versteht sich auf das kunstvolle Bemalen von Muscheln und
hat sich zudem unsterblich in die Tochter des angesehenen Kabinettsmitgliedes,
Isabella Nobelratz verliebt ...
Das Schema dieser bereits 1986 verfaßten Abenteuergeschichte
ist ja weiß Gott nicht neu: Ein Verachteter erkämpft sich die
Anerkennung der Gemeinschaft und zum glücklichen Ende auch noch die
Liebe seiner Angebeteten. Daß sie dennoch in den Niederlanden mit
dem Silbernen Griffel ausgezeichnet wurde und nun sogar als Vorlage für
den ersten Kinofilm der Augsburger Puppenkiste diente (Premiere am 27.
März), hat sicher mit dem Ambiente der Handlungsträger zu tun.
Ratten sind dank den Punks längst als liebenswerte Haustiere eingeführt,
ihre unbestreitbare Intelligenz eignet sich hervorragend zur Vermenschlichung.
Und bei den Illustrationen von Kathrin Treuber und den Standfotos der Augsburger
Puppenkiste denkt angesichts der niedlich-puschelig ausgestalteten Helden
kein Mensch mehr an das Ekeleregende dieser Tiere. Der Autor Tor Seidel
hat ihnen obendrein das angelsächsische Kastensystem des vorigen Jahrhunderts
übergestülpt und dessen Gegensätze auf liebenswürdig
schrullige Charaktere übertragen. Die Mischung aus Überlebenskampf,
"gerechten" Glücksfällen und romantischen Stimmungsbildern
wird denn auch bei den Kindern sicher auf große Gegenliebe stoßen.
Die nun zeitgleich zum Film vorgelegte Übersetzung von Hans Wolf ist
sehr stimmig und dürfte vorgelesen, Kinder ab 8, selber gelesen, Kinder
ab 10 Jahren begeistern.