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Ein neugierig machender Anfang: B. Kaempfer alias der Teufel verpflichten den Ich-Erzähler zum Bearbeiten eines Manuskriptes, das seine Sicht von der Entstehung der Welt und nicht zuletzt auf seine eigene Rolle gegenüber den Menschen zu erläutern sucht. Danach wäre der Teufel weniger dem Bösen als dem Werden verpflichtet gewesen, denn Gott hätte ja stets nur Unikate erschaffen - vollkommen zwar, aber sehr einsam in ihrem Alleinsein. Dass der Teufel hier womöglich die schwierigere, weil angesichts der menschlichen Hybris einen immer wieder und immer mehr in Verzweiflung stürzende Aufgabe hat, erschließt sich bald …
… auch wie sein Ghostwriter und Herausgeber im wirklichen Leben seine Arbeit gemeistert hat, dürfte schlussendlich dieser Verzweiflung weitere Nahrung gegeben haben. Denn leider hat Andreas Schlieper, dem Studium nach Ökonom, hier in aberwitzig langen, noch dazu sich ständig wiederholenden Absätzen einen riesigen Ballon an Fakten und Anekdoten zusammengetragen, von dem auch noch alle Nase lang Fußnoten ablenken, die zu einem fast 100 Seiten langen Anhang mit Anmerkungen und Abschweifungen führen.
Für ein Sachbuch, was im Übrigen nicht das erste mit diesem Thema wäre, fehlt die gegliederte Übersichtlichkeit und für einen erzählerisch essayistischen Text, hätte sich ein wohlmeinendes Lektorat erstmal durch Kraut und Rüben schlagen müssen, so dass am Ende weit weniger als die Hälfte von diesem teuflischen Manuskript übrig geblieben wäre. Fatalerweise hätte es sich nämlich wirklich gelohnt. Zu oft werfen Schliepers situationskomische Schilderungen und Querverweise Schlaglichter auf ein unbestreitbares Erzähltalent. Zur konstruktiven Verkürzung eines Textes bedarf es aber der entschiedenen Kenntnis seiner Mitte - und genau hier, sozusagen zwischen Himmel und Hölle liegt wohl noch die notwendige Nacharbeit des Verfassers …