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Steven Saylor

Das Lächeln des Cicero

Roman. Blanvalet, München 1993, 506 S., ISBN: 3-7645-1119-2, >>> Amazon
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Von welch klassischer Güte ein Kriminalroman sein kann, beweist Steven Saylor in DAS LÄCHELN DES CICERO.
Sextus Roscius wird des Vatermordes angeklagt. Ein Verbrechen, das selbst den nicht zuletzt durch ihren Diktator Sulla abgebrühten Römern kalte Schauder über den Rücken jagt. Dem jungen, ehrgeizigen Anwalt Marcus Tullius Cicero bleiben nur noch acht Tage, um eine unvorstellbar grausame Strafe von dem Angeklagten abzuwenden - sein Tod wäre sonst nach dem für dieses Kapitalverbrechen festgelegte Ritual die reine Erlösung. Da es im Jahre 80 v.Chr. in Rom keine Polizei gibt, bedient sich Cicero für seine Ermittlungen eines "Suchers". Obwohl Gordianus große Bedenken hat, nimmt er den Fall an und gerät in ein Intrigennetz, das Dallas & Co. zur Provinz degradiert.
Dieser Debutroman lebt von einer erfrischenden Schreibe, die aus offenkundig umfangreichen Kenntnissen historischer Zusammenhänge zu schöpfen vermag. Ganz egal, wo Gordianus seine Nachforschungen anstellen muß, die Gosse, die öffentlichen Plätze oder die schwelgerisch luxriös eingerichteten Patrizierhäuser scheinen einem zum Greifen nah, ebenso nah, wie die unzähligen Menschen, die die Straßen und Häuser Roms bevölkern. Der Ich-Erzähler Gordianus erweist sich in seinen ironisch bis zynisch vorgetragenen Beobachtungen von erstaunlicher Gegenwärtigkeit. Dabei bleibt er allerdings angesichts der Zeitlosigkeit gewisser Konstellationen durchaus im Rahmen des Glaubhaften und Plausiblen.
Philosophische Betrachtungen über die römische Tugend, wie sie von Cicero tatsächlich überliefert sind, gewinnen um einiges an Würze, wenn sie wie hier innerhalb des "allzu alltäglichen" Kontextes gestellt sind. Neben dem Genuß am Eintauchen in das pulsierende Rom der Antike werden selbst versierte Krimileser von den erstaunlichen Wendungen dieses Falles angenehm überrascht und gefesselt sein.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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