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Büchernachlese-Extra: Jesus Christus (Romane, Sachbücher)

Kamal Salibi

Die Verschwörung von Jerusalem

Wer war Jesus wirklich?
Goldmann Verlag, München 1994, 254 S., ISBN: 3-442-12495-6, >>> Amazon
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Wer nicht glauben kann, daß Jesus "wirklich und leibhaftig" von den Toten auferstanden ist, darf sich nach Meinung vieler Christen nicht Christ nennen. Dabei gilt unter Theologen und anderen sich professionell mit der Bibel auseinandersetzenden Menschen längst die Übereinkunft, daß die Bibel keine historischen Aussagen treffen will und kann. Die Glaubensfrage nach der "Wirklichkeit" eines in der Bibel beschriebenen Vorganges ist von daher in der oben zitierten Weise einfach falsch gestellt, auch wenn er, wie im Falle der Auferstehung Jesu, gleich vierfach in den Evangelien "bezeugt" wird.
Kamal Salibi, Historiker und praktizierender Christ, ist nun den umgekehrten Weg gegangen und fragte sich: "Wer war Jesus wirklich?" Und seine Antworten bzw. Schlußfolgerungen sind von einer weit seriöseren Natur als es der reißerische Buchtitel "DIE VERSCHWÖRUNG VON JERUSALEM" und der ebenso reißerische Klappentext vermuten lassen. So legt er beispielsweise in der Einführung erst einmal offen, anhand welcher Kriterien und historisch wissenschaftlicher Vorgaben er zu welchen Ergebnissen kommen konnte - und das sind aufgrund der minimalen historischen Belege für die Existenz Jesu eben nur "auf Wissen und Logik beruhende Annahmen". Diese "Annahmen" sind aber von einer hohen und diskussionswürdigen Plausibilität, insbesondere auch deshalb, weil sie anscheinend viele Ungereimtheiten mit einem Streich aufzulösen vermögen. Danach vereinen sich in der Person Jesu insgesamt drei Persönlichkeiten: der historische Jesus (Jeshu) der Evangelien, ein israelitischer Prophet Issa sowie der Kult eines arabischen Gottes namens Al Issa. Vor allem der Umstand, daß Paulus "nach dem Erlebnis der Offenbarung von Jesus als Sohn Gottes, sofort nach Arabien statt nach Jerusalem" ging, ist hierbei für Salibi ein wichtiges Indiz, dem er noch überraschende Koinzidenzen hinzuzufügen weiß - auch was die Frage nach der Auferstehung angeht.
Nota bene: Viele seiner Schlußfolgerungen sind im Wesenskern nicht völlig neu, "nur in Einzelheiten weichen sie von bereits vorhandenen Theorien ab". Die Frage, ob seine Entdeckung der historischen Wahrheit über Jesus etwas von seiner Gültigkeit als Religion nimmt, weist Salibi zurück, da das Christentum nicht Geschichte, sondern eben eine Religion ist: "ein geschlossenes System von Überzeugungen in Angelegenheiten, die jenseits der Grenzen empirischer Induktion und logischer Deduktion liegen."
Ein im besten Sinne "anstößiges" Buch, das Beachtung verdient!

Buechernachlese © Ulrich Karger


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