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Büchernachlese-Extra: Salman Rushdie

Salman Rushdie

Die satanischen Verse

Roman. Knaur Verlag, München 1997, 717 S., ISBN: 3-426-60648-8, >>> Amazon
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Traum und Wirklichkeit verschmelzen in ein kaum noch unterscheidbares Mit- und Nebeneinander. So stürzen Gibril und Saladin aus einem explodierenden Flugzeug ins Meer ... und überleben. Sie werden zu Manifestationen von Engel und Teufel, werden Teil und Auslöser von Katastrophen und sind eigentlich beide nur Schauspieler - wenn es sich bei den beiden überhaupt um zwei und nicht nur um eine einzige Person handelt, die das Phänomen von Lieben und Geliebtwerden wie den Hasen vor der zischelnden Kobra erstarren läßt. Dieses Lieben und Geliebtwerden steht nämlich auf einer spannungsreichen Grundlage, wird gezogen von den Polen östlicher und westlicher Zivilisation, Indien und England, sowie dem Wechselbad hinduistischer, muslimischer und säkularer Traditionen. Dazu noch die Abnabelung vom Elternhaus. Das Lächerlichmachen des übermächtigen Vaters schützt den Sohn jedoch nicht davor, ihn auf dem Totenbett dann doch noch bewundern zu müssen.
DIE SATANISCHEN VERSE liegen nun als preiswerte Taschenbuchausgabe vor. Klagt der Psalmist "Mein Gott, warum hast du mich verlassen", um zuletzt ein Loblied anzustimmen, klagt Salman Rushdie "Mein Gott, dich kann es gar nicht geben, denn sonst könnte die Menschheit nicht so verlogen sein", um zuletzt dann doch dem keineswegs nur kleinsten gemeinsamen Nenner, nämlich der Liebe, eine Chance zu geben. Was Rushdies Todfeinde offenbar so antreibt, hat demnach auch weniger mit Blasphemie als mit der nahezu unverschlüsselten Entlarvung ihrer dubiosen Machtspiele zu tun. Wie aber der Fabulierer Rushdie seinem traumhaft barock geschilderten Chaos immer wieder die Zügel anlegt und der Welt mit seinem nicht kleinzukriegenden Humor die Zunge zeigt, sollte spätestens jetzt endlich nachgelesen werden.

Eine Reportage und weitere Besprechungen zu Werken von Salman Rushdie siehe:
Büchernachlese-Extra: Salman Rushdie

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