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Nach vielen Jahren trifft der Autor Nathan Zuckerman in New York den
"Schweden" wieder. Als Kind hat Zuckerman diesen älteren Bruder
seines jüdischen Klassenkameraden Jerry stets bewundert, denn er war
außergewöhnlich blond und gleich in drei Sportarten äußerst
erfolgreich. Doch bei ihrer Begegnung will der mittlerweile siebzigjährige
Seymour Levov von etwas ganz anderem reden als von den Erfolgen, die ihn
tatsächlich ein Leben lang begleiten sollten. Es kommt jedoch nicht
dazu. So erfährt Nathan erst von Jerry, daß Seymour unter einer
fürchterlichen Katastrophe zu leiden hatte. Die Tochter des "Schweden"
verstand sich nämlich im Alter von 16 Jahren als Revolutionärin
und hat damals in den wilden 60ern eine Bombe gezündet. Das kleine
Newark in New Jersey mußte den Tod eines Arztes beklagen, und den
"Schweden" hielt seitdem nur noch eine Fassade aus Disziplin und
Pflichtgefühl aufrecht.
Philip Roth hat sein "AMERIKANISCHES IDYLL" in drei Kapitel eingeteilt.
Obwohl das erste eine wunderbar ironsierte Grundlage aus Kindheitstagen
und Beziehungsgeflechten jüdischer Amerikaner im kleinen Newark der
40er Jahre legt, stehen die beiden anderen ein wenig auf tönernen
Füßen. Denn der Ich-Erzähler Nathan weiß eigentlich
nicht genau, was mit Seymour und seiner Tochter passiert ist, setzt dann
aber mit einem Roman aus der vermuteten(?) Introspektive Seymours ein.
Zudem sind in diesen zwei Kapiteln auch einige Längen zu beklagen
- dennoch fesselt dieses Buch über weite Strecken, denn Roth versteht
es wie kaum ein anderer, auf der Basis US-amerikanischer Verhältnisse
das weltweite Spiel von Schein und Sein zu entlarven.