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DAS ALTE TESTAMENT - DOCH EIN GESCHICHTLICHES ZEUGNIS?
Das vorige Jahrhundert brachte neben der Bibelwissenschaft auch die
Ägyptologie als neues Forschungsgebiet hervor. So wurde 1891 von Amelia
Edwards der 'Egypt Exploration Fund' mit dem Ziel gegründet, "ein
neues Licht auf die Erzählungen des Alten Testaments (zu) werfen".
Diese Gesellschaft ging dabei von der Prämisse aus, das Ramses II.
der Pharao der Unterdrückung (Exodus 1,8 f.) war. Nach David Rohl
führte u.a. aber gerade diese Prämisse schon bald dazu, die Historizität
der Bibel anzuweifeln bzw. sie als nicht mehr gegeben anzunehmen. Je größer
der Ertrag an Forschungsergebnissen, umso höher war die Anzahl der
Unstimmigkeiten. Die gefundenen Details und Fragmente paßten nicht
zu der vermuteten Chronologie der Ereignisse, und so ist auch das Gros
der heutigen Bibelexegeten Anhänger der Kopenhagener Schule, wonach
das AT als historische Quelle ohne jeden Wert ist. Losgelöst von dieser
Problemstellung war David Rohl 1977 auf Grund seiner Forschungarbeiten
zu dem Ergebnis gekommen, daß die sogenannte Dritte Zwischenzeit
in der Berechnung der dynastischen Epochen in Ägypten bisher viel
zu großzügig angenommen wurde. Akzeptierte man dieses Ergebnis,
mußte auch die bisher gültige Chronologie der umfangreichen
Pharaonendynastien neu geschrieben werden. Davon ausgehend, daß das
AT in seinen möglichen Auslassungen etc. nicht schlechter und nicht
besser als alle anderen bis dato gefundenen antiken Texte zur Überprüfung
historischer Fakten geeignet ist, stellte Rohl nun neue Untersuchungen
an: Mit verblüffenden Ergebnissen!
David, Moses, ja selbst sogar Josef
scheinen entgegen allen bisherigen Vermutungen Zeugnisse ihrer realen Existenz
hinterlassen zu haben. In Briefen an den jeweiligen Pharao wird von ihnen
berichtet, und von Josef weiß man demnach sogar, wo das Fundament
seiner ursprünglichen Grabstätte, einer Art Miniaturpyramide,
zu finden ist. Sehr überzeugend sind insbesondere die von Rohl belegten
Übereinstimmungen in einem Schriftverkehr, die das politische Umfeld
des ersten Königs der Juden, Saul, betreffen.
Das Buch PHARAONEN UND PROPHETEN ist im Duktus popularwissenschaftlich,
also auch für Laien gut lesbar gehalten. Das hinderte den Autoren
nicht, seine eigenen Bedenken genauso wie die Zweifel der anderen seriös
zu dokumentieren. Insgesamt wirkt sein Ansatz jedoch äußerst
stichhaltig. Unabhängig von den "Sensationen" leistet das Buch
mit seinen umfangreichen Bildillustrationen und Quellenangaben einen wertvollen
Beitrag, um auf eine Wissenschaft wie Ägyptologie neugierig zu machen
- es liest sich z.T. wirklich wie ein Krimi. Für den Gläubigen
machen diese Erkenntnisse allerdings kaum einen Unterschied: Was von den
Menschen und ihren Erfahrungen im (Un-)Glauben an Gott im AT berichtet
wird, war und ist nach wie vor wahrhaftig.