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Es scheint kein Zufall gewesen zu sein, als der lebensüberdrüssige
Michael Curry gerade von der Neurochirurgin Rowan Mayfair an Deck ihrer
Yacht gezogen worden war. Michael war klinisch tot, aber Rowan verhalf
ihm zu einem neuem Leben. Was beide bis dahin nicht wußten: Rowan
Mayfair ist die letzte einer Hexendynastie, die bereits seit 300 Jahren
ihre Spuren hinterläßt. Wachsender Reichtum und der Drang nach
Vollkommenheit sind die verführerischen Gaben, die das dämonische
Wesen namens Lasher seinen "Meisterinnen" gewährt - aber auch Tod
und Wahnsinn. Rowan Mayfair, die bisher als geniale Heilerin den Implikationen
der Genforschung widerstanden hatte, soll Lasher endlich zu einem "wirklichen"
Dasein verhelfen. Und Michael Curry? Er soll der Vater ihres Kindes werden...
Ohne Zweifel hat Anne Rice mit HEXENSTUNDE ein fesselndes Epos geschaffen,
das neben dem wechselnden zeitgeschichtlichen Ambiente der Vorfahrinnen
auch eine magische Welt in der nüchternen Welt unserer Tage zu eröffnen
vermag. Von den fast 1100 Seiten hätten lediglich 400 Seiten auf die
Hälfte gekürzt werden müssen, dann wäre es ein perfekter
Schmöker à la Medicus geworden. So aber wird der Einschub der
Talamaska-Akten, die den pseudowissenschaftlichen Beweis für die Existenz
der magischen Phänomene (nicht nur) in der Mayfair-Familie liefern
sollen, zu einem ungewollten Hindernis - von Seite 300 bis 700 sollte also
intuitiv überblättert werden. Der überwiegende "Rest" von
immerhin 700 Seiten dagegen beweist neben der offensichtlichen Intelligenz
der Autorin auch ein virtuoses Geschick für das Ziehen von Spannungsbögen,
die einen das fast anderthalb Kilo schwere Buch nur äußerst
ungern aus der Hand legen lassen.