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Uwe Prell & Lothar Winkler (Hg.)

Die Freie Universität Berlin 1948-1968-1988

Politische Dokumente Bd. 10, Berlin Verlag A. Spitz, Berlin 1989, S.287, ISBN: 3-87061-353-X, >>> Amazon
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"... warum tun wir das eigentlich? Die Antwort: Weil wir diesen Universitäten in den letzten 300 Jahren sehr viele Impulse für die Entwicklung und Verbesserung der Gesellschaft zu verdanken haben."
So begründet Shepard Stone u.a. auch das Engagement der Ford-Stiftung für die FU. Wenn man also dem ehemaligen Direktor der Stiftung eines der größten Industriemagnaten glauben darf, sind die Universitäten eben nicht nur Steuergeldschlucker, sondern leisten etwas, wofür es sich lohnt oder lohnen würde (mehr) Geld auszugeben (zu investieren). Problematisch wird diese Einsicht immer nur dann, wenn den Kontrolleuren und Vergebern dieser Gelder jene Impulse zur Verbesserung der Gesellschaft nicht in den Kram passen, vor allem, wenn sie deren Machtposition oder gar den Hintergrund dieser Machtposition in Frage stellen.
1948 Forderung nach freiem Studium ohne die Doktrinen des damals 'real existierenden Kommunismus' und der Abkehr von der Ordinarienuniversität, d.h. auch Mitbestimmungsrechte für die Studierenden.
1968 Forderung nach Politisierung und Demokratisierung der Gesellschaft und 'dem Abschneiden der alten Zöpfe' innerhalb der Uni.
1988 Forderung nach der zumutbaren Wahrnehmungsmöglichkeit eines Studiums (überfüllte Hörsäle; Wohnungsnot; niedriger Bafög-Satz ...)
48, 68, 88.. diese Jahreszahlen sind zwar nicht willkürlich herausgegriffen, aber das Auflodern und Abebben des geeinten Zeichensetzens erstreckt sich stets über mehrere Jahre, greift z.T. ineinander über, und die Höhe- und Tiefpunkte werden je nach Sichtweise auch verschieden festgelegt.
Den Herausgebern Uwe Prell und Lothar Winkler (beides ehemalige FU-Studenten) ist es in ihrer nunmehr zweiten Dokumentation abermals gelungen, ein Stück des Besten, was Akademien früher boten und Unis heute bieten sollten, vorzuführen: Die Annäherung an aufklärende Objektivität durch die Darstellung ihrer Pluralität.
Der erste Teil wurde von 10 AutorInnen mit eigen zu verantwortenden Beiträgen gestaltet (u.a. G.Kotkowski, einem Autorenkollektiv der Humboldt-Uni in Bln-Ost, Alexander Schwan, Anna Jonas, Klaus Schütz, Dieter Heckelmann). Der Beitrag von Michael Haase und Christine Richter (beides Studierende von 1988) weist als einziger schon auf die seit der Jubiläumsfeier 'ausgebrochenen Unruhen' hin. (Drucklegung des Buches war offenbar vor den sichtbar gewordenen Auseinandersetzungen auf dem Berliner Campus.) Die anderen, wie auch im zweiten Teil die interviewten 'Zeitzeugen' (S. Stone, H. Schultze, W.Sickert, S. Kubicki, O.K. Flechtheim, P. Schneider und R. Kreibich) sehen die jetzige StudentInnen-Generation noch als vergleichsweise amorphe und apolitische Masse.
25 Dokumente (inkl. Auszüge des Berliner Hochschulgesetzes von 1986) sowie eine Zeittafel von den Anfängen der FU bis heute geben den 'Nachgeborenen' den nötigen Hintergrund für die in den beiden ersten Teilen des Buches sehr kontrovers erörterten Vorgänge innerhalb und außerhalb der FU während der letzten 40 Jahre.
Daß die jüngsten Ereignisse nicht aufgeführt sind, tut dem Buch keinen Abbruch, da sie zum Einen noch wie ein schwebendes Verfahren zu bewerten sind, und zum Anderen kann und soll diese Dokumentation gerade zur Bewertung des Woher und Wohin der augenblicklichen Situation außerordentlich nützlich sein.
Wer weiß, vielleicht verhilft es sogar dazu, alte Fehler einmal nicht zu wiederholen ... nicht nur nicht an der FU-Berlin, sondern auch anderenorts.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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