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Unter dem Pseudonym Ellis Peters, feiert Edith Pargeter in der englischsprachigen
Lesewelt nun schon seit Jahren einen Erfolg nach dem anderen. Der Held
ihrer Erfolge ist "Bruder Cadfael". Dieser Benediktinermönch,
der ein Zeitgenosse des 12. Jahrhunderts ist, könnte ein Vorfahre
des nicht zuletzt durch Heinz Rühmann berühmt gewordenen Pater
Brown gewesen sein, denn auch er kann dem Lösen kriminalistischer
Rätsel nicht widerstehen.
Bevor Bruder Cadfael in das abgelegene Kloster von Shrewsbury Abbey
eingetreten war, hatte er ein bewegtes Leben geführt und an einem
der Kreuzzüge teilgenommen. Seine Erfahrungen spielt er nun in der
Anwendung seines "gesunden Menschenverstandes" aus, die in einem
humanen Gegensatz zum Durchsetzenwollen starrer Dogmengläubigkeit
steht. Ihn interessieren die verborgenen Antriebe der allzu menschlichen
Seele. Als nun ein junger Mann, gerade von weiter Pilgerfahrt zurückgekehrt,
unter den Verdacht der Ketzerei gerät und zudem des Mordes beschuldigt
wird, vertraut Cadfael auf seine Intuition, die ihn schließlich auch
die nötigen Unschuldsbeweise und den wirklichen Täter aufspüren
läßt.
Bruder Cadfael setzt einen neuen Akzent in der Reihe berühmter
Detektivkollegen - er ist einfach "nur" vernünftig, und noch
ist "die Insel" nicht von dem kontinentalen Verfolgungswahn der
Inquisition derart überrollt, daß Cadfael für seine Erkenntnisse
kein Gehör finden würde. Wir Nachgeborenen können aber schon
ahnen, wie letztlich auch in dieser Enklave bald "neue Zeichen"
gesetzt werden. Dennoch ist es der Sog der Gerechtigkeit, das Gottvertrauen,
auf das die Autorin ihren Helden glaubhaft setzen und schließlich
"gewinnen" läßt, ohne dabei auch nur mit einer Zeile
anrüchig missionarisch oder sentimental zu werden.
Eine fesselnd beschauliche Kriminalgeschichte aus einer anderen Zeit,
für die Christel Wiemken in ihrer Übersetzung genau den richtigen
Ton getroffen hat.