buechernachlese.de
|
Ein Mann fällt aus dem 15. Stock eines Studentenwohnheims aufs Pflaster und wird wenig später von seinem linken Schuh eingeholt, der bei seiner Landung einem Hund das Genick bricht. Auch wenn der nun tote amerikanische Journalist um einiges zu alt für das normale Klientel eines Studentenwohnheims ist, sieht alles nach einem Selbstmord aus. In seiner Schreibmaschine wird ein Text gefunden, der als Abschiedsbrief sogar geradezu poetische Qualitäten aufweist. Eigenartigerweise sind viele schwedische Polizei- und Sicherheitsbehörden mit diesem Fall befasst, und alle sagen: Selbstmord. Nur einer, der Kriminaldirektor Lars M. Johansson, kann nicht so recht daran glauben ...
Ein Werk mit einem ellenlangen Titel. Der Autor Leif GW Persson wird uns als Professor der Kriminologie, Berater der obersten Polizeibehörde, Medienexperte und als einer der führenden Krimiautoren Schwedens vorgestellt. Sein nun auch in deutscher Sprache vorliegender Roman beruht auf fiktionalisierten Tatsachen und stand in Schweden monatelang auf Platz eins der Bestsellerliste. Verständlich, denn er behandelt nichts Geringeres als den Mord des einstigen schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme. Und Persson kann schreiben, dass einem die Haare zu Berge stehen. Lediglich am Anfang finden sich für deutsche Leser trotz der gelungenen Übersetzung von Gabriele Haefs einige Längen, in denen Persson ausführlich das schwedische Sicherheits-Behörden-Labyrinth beschreibt, aber schon bald ist man gefangen von den nur allzu menschlichen Abgründen, die sich hinter diesem Labyrinth verbergen. In Schweden, einem Land das unsereins doch immer nur mit freundlicher Neutralität verbindet, das sich jedoch seit Jahrhunderten von Russland und später der Sowjetunion bedroht sah. Und wenn man erfährt, dass eine von sich aus Sicherheitsprobleme schürende Behörde ihre Erfahrungen u.a. mit dem deutschen Verfassungsschutz austauscht und sich von ihm loben lässt, wundert einen nichts mehr. Einigermaßen verstörend auch der durchgehende Machoblick seiner Handlungsträger - selbst der "Gute" alias Lars M. Johansson ist im Kern eben kein Mankell'scher Operngenießer à la Wallander, sondern pflegt neben der intuitiven Begabung als kryptischer Rätsellöser zumindest insgeheim auch seine Vorurteile gegenüber Frauen und meidet engere Bindungen an sie. Aber vielleicht ist dieses Bild ja wirklich näher an der Wirklichkeit solcher (nur schwedischer?) Beamter als die bislang geläufigen ...