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Sandro Penna

Fieber

Erzählungen. Beck & Glückler Verlag, Freiburg 1987, 207 S., ISBN: 3-924175-12-8, >>> Amazon
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Die Übersetzung eines Buches zu rezensieren, ist ein zweischneidiges Schwert, erst recht, wenn die Betrachtungen des Sandro Penna mit dem Prädikat 'lyrische Prosa' versehen sind. Nicht von der Übersetzung angetastet bleiben der Aufbau und die Zusammenstellung dieser 1939-41 entstandenen Geschichten. Ein NÄCHTLICHER SPAZIERGANG z.B. beginnt mit dem Schlußsatz eines Kriminalromanes, weist von dort zu der Feststellung: "Wie schön Rom doch ist. Mir gefällt die Stadt sehr - und sie würde mir auch gefallen, wenn sie häßlich oder sonst etwas wäre. Doch zu wissen, daß alle sagen, die Stadt sei schön, gibt meiner Begeisterung noch mehr Auftrieb ..."
Weiter in eine finstere Gasse, die zum Krankenhaus führt:
"Nein. Im Moment liegt keiner im Sterben, vielleicht später ..."
... strebt von dem neidig, bettlägrigen Jungen zu der Brücke, um von der Brüstung eine Rückschau auf die zuletzt begangene Straße zu halten, endet mit dem Gedanken:
"... daß wenn der Fluß zwar tagsüber gleichwohl spricht, wo ihn niemand hören kann, er erst am Abend seine wahre Inspiration zu finden scheint, sie fast schreibt, und er auch angehört wird."
Die Karikatur der auf dem Autodach montierten, alle vier Himmelsrichtungen abfilmenden Kameras vor der Kulisse des Touristen überfüllten, Kunst- und Meeresschwangeren Italiens bildet wohl den schärfsten Gegensatz zu den unverhohlenen Liebeserklärungen Sandro Pennas an sein Geburtsland, seine Heimat Ende der Dreißiger Jahre. Vergangenheitsüberwältigte Deutsche, die jeden Sommer zuhauf das Land 'unserer' Gastarbeiter barbarisch heimsuchen, lauern vergeblich nach einem deutlich ideologischen Rufezeichen und müssen lernen, zwischen den Zeilen zu lesen, einfach einem anderen zuzuhören, ohne ihn gleich mit dem eigenen Ballast ins Wort zu fallen. Das gilt insbesondere auch für Frauenbewegte, die sich in diesem Zeitdokument einem durchgängig eingehaltenem Mann-Chauvinismus ausgesetzt sehen werden, der in seiner Liebensürdigkeit, einer/m die Haare zu Berge stehen läßt.
Der Verlag gibt mit der im Anhang eingebundenen 7-seitigen Rezension P.P.Pasolinis Lesehilfe: "Nichts ist in stärkerem Maße antifaschistisch gewesen, als sich wie Penna während des Faschismus für Italien als unsagbar schönes und freundliches Land zu begeistern." Das gibt zu denken, und mehr kann mensch sich von einem solide ausgestatteten Buch kaum versprechen lassen.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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