buechernachlese.de
|
Von "Die Kunst des Mittagsschlafs" liegt eine Neuausgabe auf Deutsch in der bewährt schönen Ausstattung des Steidl-Verlags vor.
Die Erstauflage des Originals datiert von 1998. Und laut Nachwort seines Verfassers Thierry Paquot hat "L'Art de la sieste" ein Tabuthema gebrochen, dem seither zumindest in Teilen mehr positive Beachtung geschenkt wird und zu seiner Ausführung vereinzelt sogar schon so genannte "naprooms" eingerichtet wurden.
Und ja, das Parlando seines Autors ist zuweilen durchaus geistreich und bestätigt all jene, die schon immer und gerne dem Mittagsschlaf frönten. So hebt das einleitende Kapitel "Bilder einer Siesta" auch auf im Buch verstreute Bildbeispiele dazu aus früheren Jahrhunderten ab. Doch spätestens nach dem 2. Kapitel "Der Mittagsdämon" setzt eine gewisse Schläfrigkeit ein, die sogar die nirgends belegt zu findende Behauptung des Autors, wonach der bocksbeinige Pan Penelope zur Mutter gehabt hätte, nur noch müde abschüttelt. Zu oft werden in den nachfolgenden vier Kapiteln nur kaum merklich variierende Argumente zugunsten der Siesta vorgetragen. Einzig das siebte und vor dem Nachwort platzierte Kapitel "Kein letztes Wort" lässt ahnen, womit der eigentliche Schwerpunkt für das Thema zu setzen gewesen wäre. Denn hier erinnert sich der Autor an so zahlreiche wie unterschiedliche oder auch verpasste Gelegenheiten für seinen eigenen Mittagsschlaf.
Auch wenn er dem Mittagsschlaf des Öfteren "Anarchisches" abgewinnt oder den Arbeitgebern erläutert, wie vorteilhaft für sie ausgeruhte Mitarbeiter wären, werden sich wohl all jene, die nicht wie Professor Paquot nach Belieben aus der Tretmühle eines Acht-Stunden-Arbeitstages entfliehen können, in diesem "Essay" kaum wiederfinden.
Insgesamt also eines jener Bücher, das wegen seiner Ausstattung und seines Titels wohl in gewissen Kreisen noch zahlreich verschenkt, aber nur selten zu Ende gelesen werden wird.