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Stefanie Oswalt

Siegfried Jacobsohn - Ein Leben für die Weltbühne

Bleicher Verlag, Gerlingen 2000. 293 Seiten. 48,- DM. ISBN: 3-88350-665-6, >>> Amazon
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Meist geht der Dreisprung wie folgt: Tucholsky - Weltbühne - Ossietzky oder umgekehrt. Der Gründer der 'Weltbühne', die ja zuvor in der Hauptsache eine 'Schaubühne' für Theaterkritiken war, und der Verbinder bzw. Förderer oben aufgeführter und vieler anderer Autoren aber wird jedoch kaum genannt und gekannt. Dabei war Siegfried Jacobsohn zu seinen Lebzeiten (1881-1926) eine kritische 'Institution', an der sich weit nachhaltiger gerieben wurde, als an einem Marcel Reich-Ranicki heute - das müßte selbst M.R.R. einräumen. So war es nicht zuletzt Jacobsohns Veröffentlichungen zu verdanken, daß die vor-nationalsozialistischen 'Elemente' in der Weimarer Republik mit ihren 'Feme'-Morden nicht allesamt ohne Prozeß und straflos davonkamen. Und was Theater- und Literaturkritik anging - nun damals hatte das insgesamt einen höheren Stellenwert als dieser Tage, aber auch für damalige Verhältnisse ragte S.J. als ein im doppelten Wortsinn wahrhaftiger Förderer der Künste und Künstler hervor, von dem sich Regisseure zuweilen sogar die Besetzungsliste ihrer Stücke vorschreiben ließen. Und vor allem verstand er es, Autoren von Rang an sich zu binden. Tucho und Ossietzky waren da nur die Spitze des Eisbergs: Martin Buber, Hugo von Hofmannsthal, Gustav Landauer, Else Lasker-Schüler, Arthur Schnitzler bereits seit den Anfangsjahren, später Max Brod, Axel Eggebrecht, Alfred Polgar, Arnold Zweig und viele andere mehr.

Dies alles ist nun in sieben wohlstrukturierten Kapiteln bzw. Themenkreisen der äußerst eingängig lesbaren Biographie von Stefanie Oswalt nachzulesen (Kindheit und Jugend; Student und Berufsanfänger; Schaubühnen-Jahre; Der erste Weltkrieg; Ehemann und Familienvater; Weltbühnen-Jahre; Zwischen Emanzipation und Antisemitismus). Zuvor eingereicht als Dissertation an der Uni Potsdam, ist dieses Werk umrahmt von einem die Zielsetzungen erläuternden Prolog am Anfang und von einem ausführlich hilfreichen Anhang an seinem Ende. Darüberhinaus ist jedes Kapitel von Anmerkungen ergänzt, die das noch detailreichere Interesse zu befriedigen wissen. Wer aber nicht ständig hin und her blättern mag, wird ebenfalls seine Freude an diesem Buch haben, das neben der Person und dem Werk S.J.s auch eine Menge Zeitkolorit vom Berlin der ersten drei Jahrzehnte des 20.Jahrhunderts eingefangen hat.

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