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Im Garten der Familie von Anaya gibt es einen "toten Fleck", auf dem bislang noch nie etwas gewachsen ist. Doch nach dem letzten kräftigen Regenfall war da innerhalb weniger Stunden ein 30 Zentimeter hoher, stockartiger Schössling. Durchgehend schwarz, sind an seinem kräftigen Schaft feine Härchen, sein Ende verjüngt sich wie ein Grashalm zu einer Spitze. Schon bald werden nicht nur Anaya und ihre Familie, sondern die ganze Welt dieses "schwarze Gras" fürchten lernen. Es beginnt nicht nur Grünflächen und Felder zu überwuchern, sondern durchdringt mit seinen Spitzen auch Hausmauern und Dächer. Die Frage nach der Herkunft des Grases gerät bald in den Hintergrund. Denn es löst nahezu bei allen Menschen Allergien aus, die zu großer Atemnot führen können. Alles, was erntereif war, ist nun nicht mehr zugänglich und es drohen weltweit Engpässe in der Nahrungsmittelversorgung.
Einzig Anaya und zwei ihrer Mitschüler aus der Highschool können diesem Gras auch Positives abgewinnen. Denn all das, was sie bedrückte und ihnen wegen ihrer körperlichen Einschränkungen bis dahin das Leben schwer gemacht hat, scheint mit dem letzten Regen von ihnen weggewaschen worden zu sein. Und nicht nur das: alle drei entwickeln ganz neue Kräfte, mit denen sie gemeinsam, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise das Gras zu bekämpfen lernen …
Von Kenneth Oppel liegt mit "Bloom - Die Apokalypse beginnt in deinem Garten" der erste Band einer neuen Serie des international mehrfach ausgezeichneten Fantasy- und Science-Fiction-Autors vor, der sich mit seinen Büchern zumeist an Kinder und Jugendliche wendet. Ob diese Zielgruppe aber angesichts der weltweit erlebten Einschränkungen durch das Corona-Virus einen auf den Horror einer apokalyptischen Bedrohung setzenden Titel noch unterhaltsam finden wird?
Möglich - denn im Gegensatz zum derzeit noch offenen Ausgang der Corona-Krise wird ein Autor wie Kenneth Oppel auf jeden Fall für ein gutes Ende dieser Serie sorgen.
Im ersten Band wird so anschaulich eingängig wie ausführlich beschrieben, welche drastischen Folgen die Ausweitung des so genannten "schwarzen Grases" hat. Kinder werden krank, einige von ihnen fallen ins Koma, ältere Menschen sterben vor der Zeit. Das liest sich wegen der überaus plastischen Beschreibungen sehr gruselig, und da Kinder Wiederholungen lieben, werden sie sich auch nicht an den zahlreichen Variationen dieser Beschreibungen stören. Durchgehend spannend hingegen bleibt das Kennenlernen von Anaya, Petra und Seth. Eben noch eingeschränkt und eher am Rande stehend, erweisen sie sich nun als resistent und wachsen buchstäblich über sich hinaus. Dabei müssen sie lernen, für ihre Familie, ihre Freunde, ja für die ganze Welt neue Rollen einzunehmen.
Die im Finale gefundene Lösung lebt allerdings von einer glücklichen Fügung, die durch ein weiteres Ereignis schnell wieder in Frage gestellt wird. Ein Cliffhanger, der jedenfalls neugierig auf den nächsten Band macht.