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André ist von Anfang an in der Defensive: Er will lieber Gras
kauen und Nachrichten in den Staub schreiben, als mit seiner Mutter einen
Besuch machen. Und dann soll André einen neuen Freund kennenlernen,
zu dem er nett sein muß, weil er krank ist. "Ich will keinen Freund",
sagte er, "ich will nicht ich will nicht", aber schließlich
steht er doch im Kinderzimmer von Paul. Erst war es noch André,
der Paul zum heimlichen Verlassen des Kinderzimmers veranlassen konnte,
aber nach und nach gewinnt Paul über André die Kontrolle. Bei
den weiteren Treffen wird Paul zum König, der von André als
seinem Priester nicht nur die Sezierung einer Ratte, sondern auch das Besorgen
einer Königin fordern kann. Da erwähnt Gerrit, der vom plumpen
Bauernsohn zum Minister aufgestiegen ist, Andrés heimliche Liebe
Eline ...
Cees Nooteboom hat seine KINDERSPIELE bereits vor 40 Jahren erzählt.
Diese kleine Erzählung nun erstmals als schmuck broschierte Einzelausgabe
vorzulegen, macht durchaus Sinn - nicht nur als "Geschenk" an den
herausragenden niederländischen Autor. Einfühlsam und stimmig
übersetzt von Helga van Beuningen, wird hier die Kindheit gleich einer
bedrohlichen Parallelwelt zu der Welt ahnungsloser Erwachsenen vorgestellt.
In der Rolle unverstandener Anhängsel sind die Kinder Situationen
ausgesetzt, die sehr schnell in Kämpfen auf Leben und Tod münden.
Dem eher zufälligen Überleben dieser Situationen verlieh Cees
Nooteboom seinerzeit eine virtuos dichte Stimme, die noch längst keine
Patina angesetzt hat und an die zeitlosen, für Erwachsene bestimmten
Märchen der Gebrüder Grimm gemahnt.