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Seit 1983 als Taschenbuch auf dem Markt würdigt der Verlag LIEBE,
LASTER, LEID & LUST von Norbert Ney nun in der Herausgabe des Buches
als Hardcover. 88 Seiten in 6 Kapitel aufzuteilen - eigentlich eine Vermessenheit
- ergibt hier einen Sinn, stellt heraus, daß 'Selbstverwirklichung'
in der Liebe (oder umgekehrt?) gerade in diesem unserem Land mit Sprache
'erledigt' wird, weil jeder eine andere spricht.
Eingeleitet von den Zumutungen einer lila-tilla-schicki-micki-lady
dokumentiert das 2. Kap. lautgewordenes Innenleben heutiger Jedermänner.
Aus dem der und die entwickelt der Autor dann ein großes WIR, verdichtet
das Titelthema des Buches zu einem Jahreslauf in 12 Strophen.
Noch weiter zurück greift er mit seinen drei Märchen im 4.
Kapitel. Jenes VON DER ERSCHAFFUNG DER WELT wird köstlich vorgetragen
mit dem Munde Oma Czibulskis aus Schlesien; das MÄRCHEN ALLER LÄNDER,
VEREINIGT EUCH ist weniger verwirrend als zwerchfellerschütternd und
HERR WOLF UND DAS ROTBÄCKCHEN gelingt Norbert Ney zur Parodie mit
Tiefgang. Nachwievor die Thematik als beteiligter Beobachter nicht aus
den Augen verloren, geht sie im 5. Kapitel unter die Haut, gleitet hin
(nicht ab!) zur Poesie, zur ganz alltäglichen Vision. Ein ICH HAB
GETRÄUMT-Text, der das Gegenteil von Anfängergeschreibsel ist
und einen schamlos zärtlich stimmt.
Das letzte Kapitel ist zwar auch eine beißend-treffsichere Abrechnung
mit jenen Frauen, die in das Schema 'emanzipiert' passen, aber Eigenschaften
an den Tag legen, die den 'umgestellten' Mann mit letztlich alten Erwartungen
vor den Kopf stoßen, zugleich belegt es aber auch erstauntes Erkennen,
was mann als Verliebter alles zu schlucken fähig ist, ohne danach
zum Menschenfeind zu werden.
Obwohl schon 4 Jahre alt, ist das Buch trotz der schon heftig entdeckten
Marktlücke des 'neuen Mannes' brandaktuell und kann mit Norbert Neys
Nachfolgeband TUMULT & TRÄUME durchaus noch konkurieren.
Für sich und liebenswerte Bekanntschaft ein lohnendes Geschenk.
Weitere Besprechungen zu Werken von Norbert Ney siehe:
Büchernachlese-Extra: Norbert Ney