buechernachlese.de
|
Nach der Erörterung philosophischer Gedankenwelten ("Sophies Welt")
und religiöser Fragestellungen ("Theos Reise"), galt es eigentlich
nur noch ein großes Feld zu beackern: Die Überlegungen, die
zu den Entdeckungen der Naturwissenschaften führten.
Eirik Newth (Jahrgang 1964) machte daraus "Die Jagd nach der Wahrheit"
und wurde mit seinem Werk 1996 mit dem norwegischen Brage-Preis für
das beste Jugendsachbuch ausgezeichnet.
Antrieb jeder Forschung ist die Neugier und die ihr innewohnenden Fragen.
Da aber auf eine Frage oft viele, zuweilen sogar sich widersprechende Antworten
möglich sind, stellten bereits die ersten Naturphilosphen wie Thales
und Pythagoras die Frage nach der Wahrheit. Aber von der behaupteten Wahrheit
zu der durch genaue Messinstrumente und langwierige Experimente bewiesenen
Wahrheit war es dennoch ein langer Weg. Und selbst heute bleiben noch viele
Fragen offen und auch bei den Naturwissenschaften ist so manche "Gewißheitheit"
durchaus anzweifelbar.
So lange Newth in seinen 31 Artikeln auf bestimmte Personen und Entdeckungen
eingeht, erweist er sich bei aller Knappheit als sehr profund oder benennt
zumindest die Unzulänglichkeiten eines solchen Kompendiums. Problematisch
und von einer gewissen Dreistigkeit sind allerdings seine Einstiegsartikel,
worin er beharrlich Religion und Religionen per se als dem Denken hinderlich
beschreibt. Gerade Naturwissenschaftler wie Einstein oder von Weizsäcker
setzen und setzten sich auch mit religiösen Fragen auseinander. Zudem
vernebelt Newths Behauptung die neurotische Sucht nach Vormachtstellung
als eigentlichen Denkverhinderer. Das Benennen kirchlicher Förderer
von Künsten und Wissenschaften oder die intriganten Hahnenkämpfe
unter den Wissenschaftlern dämpfen diesen ersten undifferenzierten
Paukenschlag nur um ein Geringes, wurden mit ihm doch zugleich die allerersten
Fragesteller nach der Wahrheit "mit dem Bade ausgeschüttet".
Ebenfalls am Anfang wird ein subtiler Eurozentrismus des Autors spürbar,
wonach die ersten Forscher und "Anders-Denker" aus Griechenland
stammten, obwohl er dann später durchaus fesselnd von Ägypten
und China zu berichten weiß.
Von diesen verunglückten Anfängen abgesehen, erzählt
Newth spannend und in einer relativ leicht fasslichen Sprache, wie eine
naturwissenschaftliche Überlegung in die andere greift und eine Entdeckung
die nächste ermöglicht. Von daher empfiehlt es sich auch, das
Buch erst einmal von vorne nach hinten durchzulesen, um es danach dank
seines Registers und seiner Zeittafel im Anhang gegebenenfalls auch als
Nachschlagewerk zu nutzen. Sehr "neugierige" Jugendliche wie auch
nur am Rande interessierte Erwachsene werden jedenfalls am Ende mit den
komprimierten Darstellungen zur Einstein'schen Relativitätstheorie
und der Genforschung mehr als nur Überschriften verbinden - ob das
allerdings bereits für 12-jährige zutrifft, wage ich zu bezweifeln.