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Harry Mulisch

Die Prozedur

Roman. Carl Hanser Verlag, München 1999, 271 S., ISBN: 3-446-19692-7, >>> Amazon
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Sollte alles Machbare auch gemacht werden? Diese Frage stellt sich Victor Werker erst einmal gar nicht, denn ihn reizt vor allem das scheinbar Unmögliche. Mit seiner Entdeckung der "Ebionten" vermag er die Erschaffung der Welt nachzuspielen. Aus toter Materie wird Leben. Seine Entdeckung nimmt dann auch Einfluß auf die Forschung an menschlichen Genen.
Doch was Victor in der wissenschaftlichen Welt sogar zum Nobelpreiskandidaten macht, entzieht sich ihm auf privater Ebene. Drei Wochen vor dem Geburtstermin schlingt sich die Nabelschnur um den Hals seines sehnlichst erwarteten Kindes, bei der anschließenden Todgeburt versagt Victor in den Augen seiner Freundin Clara völlig. Ein Jahr nach ihrer Trennung sucht Victor sich in Briefen an seine tote Tochter zu rechtfertigen, da sind ihm jedoch bereits zwei Mörder auf den Fersen ...
"DIE PROZEDUR" wird von Harry Mulisch in 12 "Heften" erzählt, die wiederum auf drei Kapitel verteilt sind. Das erste Heft ist gleichsam als Klippe für "unreine Mitleser" gedacht, deren Interesse nicht unter die oben skizzierte erste Erzählebene reicht. Wer dann aber immer noch dabei ist, gerät in einen mitreißenden Diskurs über das Leben an sich, der u.a. faszinierende Parallelen zwischen den Schriftzeichen der Bibel und den DNA-Buchstabenreihen erörtert, und dem Werden eines (fiktiven) Textes. Am Anfang war das Wort - gesprochen oder geschrieben führt es zur Quintessenz menschlichen Daseins. Im Gegensatz zu Franz Kafkas "Prozeß" hat die Tragik bei Mulisch einen altersweisen Charme, der über jedwede Düsternis hinausreicht und selbst dem Tod noch ein Glücksgefühl abzuringen vermag. Die Klippe am Anfang zu überwinden lohnt sich allemal, denn diese z.T. aberwitzige Gratwanderung zwischen Vernunft und Metaphysik ist Unterhaltung pur.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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