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Eine Katze streift durch die Nacht und trifft dabei auf andere Tiere. Neben dem über alles schwebenden "Fressen oder Gefressen werden" geht es jedes Mal auch um die Frage, wer hier der Chef ist bzw. was jedes Tier im Leben antreibt, was es sucht und wovor es sich fürchtet. Einzig ebenbürtig scheint der Fuchs zu sein - und am Ende weist sich selbst die Katze als gar nicht so eigenständig aus, folgt sie doch, wenn auch höchst eigenwillig, dem Willen eines kleinen Mädchens.
Nicht eine, sondern gleich mehrere spannungsgeladene Parabeln mit dem Mut zu vielen Lücken, die zum Schließen durch die Leser oder/und das zuhörende Publikum einladen. Insbesondere das Geheimnis um einen im Wald angebundenen Hund, der auch noch mit letzter Kraft auf die Wiederkehr seines Herrchens hofft - und dann plötzlich spurlos verschwunden ist.
Die Aufmachung dieses großformatigen, in Leinen gebundenen Bilderbuchs ist mit seinen hellen und dahinter aufklappbaren schwarzen Seiten geradezu bibliophil und der Clou, die Schriftzeichen und die comic-, holzschnittartigen Illustrationen in auch im Dunkeln leuchtenden Farben zu gestalten, äußerst reizvoll.
Dennoch weiß ich wieder mal nicht, welche 6-jährigen Kinder der Verlag vor Augen hat, denen er diese Geschichte zumuten zu können glaubt. Die auch vor kleinen Mäuseskeletten nicht zuschreckenden Bilder könnten für sich genommen noch als durchaus kindgemäß durchgehen - aber diese Geschichte mit ihrem bis zuletzt stets eher bedrohlichen denn versöhnlichen Unterton verlangt schon weit ältere Kinder, wenn nicht gar Jugendliche, um die ironische Pointe am Schluss als Teil der Auflösung zu begreifen.
Aber warum auch nicht mal 10- oder besser 12-jährigen ein Bilderbuch schenken, das derart gelungen philosophische Grundsatzfragen aufzuwerfen versteht?