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1958 sucht Adam Strickland als angehender Kunsthistoriker nach einem Promotionsthema. Sein Professor unterstellt dem Anfang 20-jährigen zwar ein hohes Maß an Bequemlichkeit, weiß aber dessen intuitive Gaben zu schätzen. Deshalb gibt er auch seinem Studenten den nicht ganz uneigennützigen Tipp, in die Toskana zu reisen und sich dem außergewöhnlich gestalteten Renaissancegarten der Fürstenfamilie Docci analytisch zu nähern. Doch dass Adam mit dem Durchdringen der Gestaltungshintergründe dieses Gartens auch zugleich zwei Morden auf die Spur kommt, damit hatte selbst sein Doktorvater nicht gerechnet ...
"Die siebte Stufe" von Mark Mills bietet weit mehr als einen auf den ersten Blick aberwitzig erscheinenden Plot, aus den Sichtachsen eines Gartens und den darin aufgestellten mythologischen Skulpturen einen Jahrhunderte zurückliegenden Vorgang aufzulösen und darin zugleich Geschehnisse aus dem II. Weltkrieg spiegeln zu lassen. Der englische Autor entfaltet das Alles in einer Sprache, die auch in der gelungenen Übersetzung viel Raum für subtile Zwischentöne und selten fein gesponnene Ironie lässt. Die wird wiederum sehr eigenen Charakteren in den Mund gelegt, die zuweilen auch ihre sehr erotischen Momente miteinander haben. Dabei spaziert der Autor sehr virtuos auf dem schmalen Grat, den sich bedeckt haltenden Konventionen Ende der 1950er mit der Offenheit unserer Tage zu begegnen.
Alles zusammen ergibt dann eine durchaus spannungsgeladene, Intellekt wie Sinne gleichermaßen ansprechende Literatur, die von der ersten bis zur letzten Seite unterhält und zu überraschen vermag.