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Svende Merian

Von Frauen & anderen Menschen

Texte. Goldmann Verlag, München 1987, 78 S., ISBN: 3-442-21009-7, >>> Amazon
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Svende Merian im Goldmann Verlag - Durchbruch oder Ausverkauf einer jungen Autorin? Mit der 'goldmann-blitz'-Reihe erweiterte der Großverlag seine umfangreiche Palette, um nun auch die 'Alternativ-Szene' zur Kundschaft zählen zu können. Die mag sich dann auch ziemlich bestätigt sehen, wenn der Buchtitel erst auf Seite 3 folgende Erweiterung erfährt: TEXTE AUS DEN JAHREN 1979-1982!
Jedoch sind diese Texte nachwievor aktuell und brisant, und in ihrer Form durchweg im besten Sinne als abgelagerte Literatur zu erleben. Was zwischen den 5 Kapiteln auf 78 Seiten zuerst nur wie ein Flickerlteppich anmutet, ist das fein aufeinander abgestimmte Kaleidoskop einer Frau, die im Alltäglichen wie zu den großen Themen ihre ureigene und keineswegs doktrinäre Sicht von der Menschen-Welt gefunden hat. Das Offenlegen ihres widersprüchlichen Erlebens und Handelns darin macht das engagierte Eintreten für Gleichberechtigung viel glaubhafter, als es die ungeschliffenen Tiraden im 'Tod des Märchenprinzen' heute noch sein könnten. Svende Merian findet in der vorliegenden Textsammlung für ihr Anliegen in aller Deutlichkeit sehr unterschiedliche Worte: Leidenschaftlich, zart, witzig, entlarvend, bissig, traurig - widersprüchlich, und damit angenehm unpathetisch und vor allem nachvollziehbar. War 'Der Tod des Märchenprinzen' im historischen Sinne für die feministische Bewegung von großer Bedeutsamkeit, so setzt dieses Büchlein darüber hinaus ein literarisches Zeichen.
Nicht mehr nur leidendes Opfer einer sie zu übervorteilen suchenden Männergesellschaft, erweiterte sie außerdem ihr Blickfeld auf die anderen Schauplätze sie umgebender Beziehungskonstellationen, auf denen sie notgedrungen selbst zur Täterin wird (WIR LEBEN GERNE MIT AUSLÄNDERN ZUSAMMEN). Gedichte, Betrachtungen, Märchen ... in jedem Genre war für Svende Merian neben den treffend plakativen Aussagen auch genügend Raum für Zwischentöne. Das Übel geht nicht nur vom Manne aus, die Frau hat die guten Einsichten nicht für sich allein gepachtet. Aber gerade deswegen ist es kein beruhigendes Buch. Konnte man(n) beim Märchenpinzen über die Form an den eigentlichen Inhalten vorbeikritisieren, wird mensch nun unaufdringlich gezwungen Stellung zu beziehen. Auf den letzten Seiten ist dann auch nicht von ungefähr ein bissiger Kommentar zu dem Umgang mit dem Tod des Märchenpinzen nachzulesen, der ein Jahr nach dessen Drucklegung erstellt wurde: 1981. Ein Vor- oder Nachwort von 1987 hätte da noch durchaus einen sinnvollen Platz gehabt. So bleibt bei aller Anerkennung doch die Frage offen: Durchbruch oder Ausverkauf ...

Buechernachlese © Ulrich Karger


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