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Abbas Mourafi gilt im Iran als ein berühmter Autor, der in seiner
Heimat nicht zuletzt auch wegen der Herausgeberschaft einer oppositionellen
Kulturzeitschrift verfolgt wird. Im Insel Verlag ist nun sein Romanerstling
SYMPHONIE DER TOTEN aus dem Jahre 1989 nachzulesen.
Als Ouvertüre
stehen ihm die letzten Verse des "Kain und Abel"-Dramas nach der Lesart
der 5. Sure aus dem Koran voran. Maroufi entfaltete dieses Drama zu einem
grundsätzlichem Konflikt zwischen traditioneller Konvention und phantasievoller
Eigenwilligkeit, der etwa zwischen den Jahren 1940 und 1970 ausgetragen
wird. Aber keineswegs in Schwarzweiß-Manier.
Den Anfang setzt ein
engstirniger, mit sich und allen anderen stets unzufriedener Patriarch,
der zwar vor der Obrigkeit kuscht, aber der eigenen Frau und den vier gemeinsamen
Kindern seinen Willen aufzwingt. Der älteste, am Ende eines "Gedankenflugs"
durch einen Unfall verkrüppelte Sohn Jussof wird wie ein Tier in einem
Verschlag gehalten. Aber es sind vor allem die Zwillinge Aidin und Aida,
die den Abel-Part durchleiden müssen, während der jüngste
Sohn Urhan wiederum ein "würdiger" Nachfolger seines Vaters
wird. Aida entflieht zwar in die Ehe, aber nicht ihrem Schicksal, und Aidin
muß als hochbegabter Jugendlicher miterleben, wie der unverständige
Vater schließlich alle seine Bücher und Gedichte verbrennt ...
Die vier "Sätze" dieser Symphonie überzeugen durch ihren
formvollendeten Aufbau und eine Übersetzung, die Maroufis Melancholie
zum Singen bringt. Zum Anderen erwecken sie ein anteilnehmendes Grauen,
das Beschränktheit als ein scheinbar unheilbares, nicht wirklich zu
verantwortendes und nur selten zu überlebendes Unvermögen vorstellt.