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Büchernachlese-Extra: Henning Mankell

Henning Mankell

Der Junge, der im Schnee schlief

Roman ab 14 Jahre. Oetinger Verlag, Hamburg 1998, 200 S., ISBN: 3-7891-4213-1, >>> Amazon
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Joel feiert Sylvester nicht am 31. Dezember, sondern Wochen vorher in der Nacht nach dem ersten Schneefall. Ein Sylvester ohne Knaller und Raketen, dafür mit einem Gelübde auf dem Friedhof seines kleinen Dorfes hoch oben im Norden Schwedens. Drei Vorsätze sollen ihm helfen, bald erwachsen zu werden: Er will in diesem Jahr endlich das Meer sehen, er will sich abhärten, damit er hundert Jahre alt wird, und er will ein Mädchen sehen, genau so nackt unter Schleiern wie einst Salome, von der die Lehrerin aus der Bibel vorlas.
Was das Meer angeht, müßte Joel erst seinen Vater Samuel in die Gänge bringen. Dabei ist Samuel früher zur See gefahren. Seit ihn jedoch die Mutter Joels verlassen hat, ist er immer wieder in Gefahr, sein bißchen Verdienst als Holzfäller zu vertrinken. Sich abzuhärten wird vermutlich leichter sein, als mit dem Vater ans Meer zu kommen. Joel will jede Nacht etwas länger im Freien schlafen. Aber um die neue Verkäuferin aus Stockholm einmal nackt sehen zu können, müßte er sie schon sehr beeindrucken. Ja, wenn man Geld hätte und berühmt wäre, so wie Elvis Presley. Aber warum soll Joel nicht Schwedens jüngster Rock-König werden, so eine Art "Schnee-Elvis"?
Nach dem ersten, mehrfach preisgekrönten Buch ist "Der Junge, der im Schnee schlief" nun das dritte, das vom Werden und Wachsen des mittlerweile knapp vierzehnjährigen Joel erzählt. Der schwedische Autor Henning Mankell hat diese Kindheitsgeschichte in den fünfziger Jahren angesiedelt. Aber die Träume und Sehnsüchte seines phantasiebegabten, früh zur Selbstständigkeit gezwungenen Helden erweisen sich auch in dieser Geschichte als zeitlos. Für das sich Reiben mit den Erwachsenen und die beginnende Abnabelung vom Elternhaus findet der Autor ausdrucksstarke Bilder, die in ihrer Skurrilität an Mark Twain und in ihrer Ernsthaftigkeit an den frühen Hermann Hesse erinnern. Man soll sich deshalb nicht von dem dörflichen Umfeld täuschen lassen. Mag sein, das an so einem Ort lange Zeit gar nichts passiert, aber dafür kommt es dann auf einmal wieder "knüppeldicke". So durchleidet Joel die Qualen eines zutieft Gekränkten, um nur wenig später von allen als Lebensretter gefeiert zu werden - und das Alles innerhalb nur eines Tages. Diese Mischung aus Traumwelt und beinhartem Alltag, echten Abenteuern und Noch-Zukunftsplänen fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Sie faßt in Worte, was Jugendliche im Alter Joels heute noch und wohl auch in Zukunft immer wieder sprachlos macht.

Weitere Besprechungen zu Werken von Henning Mankell siehe:
Büchernachlese-Extra: Henning Mankell

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