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Erst nimmt keiner das Verschwinden der drei jugendlichen Erwachsenen so richtig ernst. Nur eine Mutter bezweifelt mit Vehemenz die Echtheit der aus verschiedenen Städten verschickten Postkarten. Und auch Svedberg scheint sich sogar während seines Urlaubes für den Fall Zeit genommen zu haben. Als er im Gegensatz zu seinen üblichen Gewohnheiten nicht pünktlich zum Dienst erscheint, sucht Kommissar Wallander seine Wohnung auf. Er findet den langjährigen und geschätzten Kollegen mit zerschossenem Gesicht am Boden liegen. Und kurze Zeit später werden auch die drei Vermißten aufgefunden. Ihre Leichen wie zu Bellheims Zeiten verkleidet, bleibt es lange Zeit ein Rätsel, wieso sie trotz des starken Verwesungsgeruchs erst so spät entdeckt worden sind. Und die Rolle Svedbergs? War er womöglich nicht nur Opfer sondern auch Täter?
Man könnte denken, es ist Kommissar Wallanders letzter Fall. Die wachsende Brutalität und die Sinnlosigkeit dieser Verbrechen läßt ihn heftiger denn je an seinem Beruf zweifeln. Hinzu kommt, daß der Arzt bei ihm Diabetes diagnostiziert hat.
Eigentlich reicht es völlig mitzuteilen, daß der 6. Kriminalroman von Henning Mankell vorliegt. Der Name dieses schwedischen Autors ist längst ein Qualitätsbegriff, wie seinerzeit Agatha Christie oder das Duo Sjöwall und Wahlöö. Nur daß Mankell besser und zeitgemäßer ist. Statt auf Schachbrettlösungen und Zynismus setzt er auf filigrane Details von Beziehungen, ohne je dabei zu ermüden oder gar zu langweilen. So entsteht das Bild eines Geflechts, das von den Tätern zu den Opfern weist, von dort wieder zu den mit dem Fall betrauten Polizisten, die wiederum dem Spiegel der Gesellschaft ausgesetzt sind. Wie sich dieser 'Mittsommermord' schließlich auflöst, ist schon eine Klasse für sich und wird nur noch davon übertroffen, daß das Ende dieses Romans die Möglichkeit eines weiteren Falls mit Kommissar Wallander offenhält.
Weitere Besprechungen zu Werken von Henning Mankell siehe:
Büchernachlese-Extra: Henning Mankell