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Ursula K. LeGuin drückt dem Genre Science-Fiction schon seit gut einem Vierteljahrhundert ihren Stempel auf. Nicht nur, aber vor allem in der Sparte 'Fantasy'. Während Marion Zimmer-Bradley nach "Die Nebel von Avalon" nur noch schwachbrüstige Adaptionen gelingen, hat die LeGuin nichts von ihrer Imaginationsfähigkeit eingebüßt. Dies beweist auch die mehrfach preisgekrönte ERDSEE-Trilogie, die sie 1990 um einen Band zur Tetralogie zu erweitern vermochte. Das erste Buch,"Der Magier der Erdsee", ist die Entwicklungsgeschichte Geds vom Ziegenhirten zum Zauberer, der in seinem jugendlichen Ehrgeiz dem Schattenreich des Todes einen Spalt zur Wirklichkeit öffnet. Erst nach langer entbehrungsreicher Fahrt gelingt es ihm, seinen Schatten abzuschütteln, um schließlich mit sich und seinem zwiespältigen Wesen in Einklang zu kommen. "Die Gräber von Atuan" erzählen von Tenar, die als 6-jährige zur obersten Priesterin der Dunkelheit geweiht wird. Bei ihr gerät Ged in Gefangenschaft, weil er in dem von Tenar geheiligten Labyrinth den schicksalsträchtigen Ring von Erreth-Akbe sucht. Zuletzt ist es Ged, der Tenar von ihrer schrecklichen Aufgabe befreit. "Das ferne Ufer" führt Ged auf dem Höhepunkt seiner Macht vor. Er ist nun der Erzmagier von Rok. Die Menschen aber wollen immer weniger von Magie etwas wissen und hoffen stattdessen auf ein "ewiges" Leben im Rausch. Tatsächlich verlieren sogar immer mehr Zauberer ihre magischen Kräfte. Das Gleichgewicht ist aus dem Lot. Erneut muß Ged das Reich des Todes aufsuchen, und er muß alles verlieren, um alles zu gewinnen. In den Jahren 1968 bis 1972 verfaßt, fand der Erdsee-Zyklus hier sein Ende. Zu einer Zeit, als die Studentenbewegung für hoffnungsvolle Unruhe sorgte, hat die Autorin mit ihrem Mythos einen Blick in die Zukunft getan: Wer den Verlust der Magie mit dem sinnentleerten Konsumismus unserer Tage gleichzusetzen weiß, entdeckt auffällig viele Parallelen. Dennoch - etwas fehlte! Im vierten Buch "Tehanu" reicht LeGuin es nach. Bis dahin waren LeGuins Protagonisten von einer märchentypischen Geschlechtslosigkeit. Zwar schillernd in ihren Antrieben, waren sie eben doch nicht von dieser Welt. Jetzt aber hat Ged seine Macht verloren und trifft Tenar wieder, die das Los aller letztlich nichtrespektierten Frauen teilte. Ein neuer Erzmagier muß gefunden werden. Eine Frau. Diese Volte setzt die Autorin mit leiser Ironie, ohne sich dabei in die Untiefen des Vordergründigen zu verlieren. Im Gegenteil: Gespeist von den Impulsen des Feminismus der letzten 20 Jahre, fügt sich dieser Band mit seinen Variationen nahtlos in das Hauptthema seiner Vorläufer ein und bringt es elegant zum Abschluß. Nachdem die Taschenbuchausgaben längst vergriffen sind, liegen nun alle vier Teile als ein mit Lesebändchen ausgestattetes Hardcoverbuch vor. Ein nachträgliches Geschenk zum 65.Geburtstag dieser würdigen Nachfolgerin Tolkiens, das sich keiner versagen sollte, der dieses Werk noch nicht kennt.
Ursula K. Le Guin ist nicht zuletzt mit ihrem Erdsee-Zyklus als eine der besten Vertreterinnen poetisch dichter Fantasy gerühmt worden. Doch zum Bedauern vieler hat sie die Saga mit dem vierten Band abgeschlossen. “Das Vermächtnis von Erdsee” versammelt nun neben einem höchst informativen Erdsee-Glossar, zwei Kurzromane sowie drei Kurzprosastücke, die zum einen die Vorgeschichte(n) erzählen, zum anderen aber auch in die Zeit von Ged als Erzmagier auf Rok hineinspielen. Was viele freuen wird: Der letzte Kurzroman schlägt eine Brücke zum kaum noch erhofften, demnächst erscheinenden, fünften Buch der Saga um Ged mit dem Titel „The Other Wind“. Wer magische Geschichten liebt, wird wohl auch an diesem Buch kaum vorbeikommen.