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Endlich! Der Abschlussteil der Millenium-Trilogie von Stieg Larsson liegt vor.
"Vergebung" nimmt nahtlos das Ende des Vorgängerbandes auf: Lisbeth Salander liegt mit einer Kopfschusswunde im Krankenhaus und wird von ihrem verbrecherischen Vater des Mordes und des Mordversuchs an ihm beschuldigt. Doch Mikael Blomkvist lässt nichts unversucht, um ihre Unschuld zu beweisen. Seine Ermittlungsergebnisse belegen diesmal aber einen Skandal in einer Größenordnung, die ihn zur Bedrohung für einen weitgehend unkontrollierten Teil der schwedischen Geheimpolizei macht - und dieser wehrt sich mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln ...
Wo andere Kriminalautoren der "Realität gehorchend" aufhören und ihre Protagonisten mit kleinen Teilerfolgen zufrieden sein lassen müssen, macht Stieg Larsson den "Sack zu" und lässt seine beiden Helden auch den Kampf gegen scheinbar unüberwindliche Kräfte aufnehmen. Und das mit vergleichsweise wenigen "Zufällen" und Deus-ex-machina-Kräften, stattdessen ringt der leider viel zu früh verstorbene Autor seinen Protagonisten trotz aller Überzeichnungen ein überzeugendes Maß an innerer Plausibilität ab.
Unter Einsatz ihres Lebens treiben der Medienkenner Blomkvist und die sozial zwar eingeschränkte, virtuell aber sehr versierte Salander die Staatsorgane vor sich her und werden so zu einer äußerst handfesten "vierten Kraft", die sich nicht mehr übergehen lässt. Die Kreativität, die sie dabei entwickeln, z.B. wie Lisbeth völlig isoliert aus dem Krankenhaus heraus noch einen Stalker der einstigen Milleniums-Chefredakteurin ausfindig zu machen vermag, weist dabei auf durchaus realistische Möglichkeiten der Technik von heute hin. Ein weiteres Mittel sind schließlich die jeweiligen Netzwerke, aus denen die beiden bei Bedarf zu schöpfen vermögen. Auch das verweist weniger auf James Bond als auf eine in Vergessenheit zu geraten drohende Botschaft, dass viele solidarische Davids sich durchaus gegen die scheinbar übermächtigen Unsäglichkeiten eines Goliaths wehren können.
So bietet dieser Thriller - wie die Trilogie insgesamt - neben den von Anfang bis Ende fesselnden Spannungsmomenten eben auch einen realistischen Blick auf politische Machtstrukturen. Und last, but not least ist es nicht zuletzt das Credo auf eine freie Presse, um solchen Strukturen und dem darin aufscheinenden "Allzumenschlichen" wenigstens hin und wieder Einhalt gebieten zu können.
Über ein halbleeres Glas zu hadern und all das, was er noch hätte schreiben können, macht keinen Sinn - so sollten wir Leser froh und dankbar dafür sein, dass Stieg Larsson mit seinen ersten drei Romanen gleich ein derart grandioser Wurf gelungen ist. Beneidenswert all jene, die 2287 Seiten bester Leseunterhaltung noch vor sich haben ...
Bd. 1: Verblendung
Bd. 2: Verdammnis
Bd. 3: Vergebung
Weitere Krimis dieser Klasse siehe auch:
Büchernachlese-Extra: Außergewöhnliche Morduntersuchungen