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Sabine Küchler

In meinem letzten Leben war ich die Callas

Erzählungen. edition suhrkamp, Frankfurt 1993, 105 S., ISBN: 3-518-11799-8, >>> Amazon
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Ein Buch mit Geschichten soll es sein? In einer Sprache, die mit mehr als den 600 Standardwörtern wuchert und dennoch weit mehr als nur lehrduselig selbstverliebtes Geschwätz "versucht"? Und möglichst in jedem Absatz eine Pointe, die auf der Klaviatur der Gefühle auch die Töne zwischen Moll und Dur anzuschlagen weiß? Von tragisch gestreift bis schwarzhumorig gekichert?
Dann hineingeblättert in das Buch von Sabine Küchler!
Der lindgrün papierene Einband aus der Farbpalette der edition suhrkamp tarnt ein preisverdächtiges Prosadebüt von erstaunlicher Intensität. IN MEINEM LETZTEN LEBEN WAR ICH DIE CALLAS steht als Titel neun Erzählungen voran, deren Rhythmen einen schnell bis zur letzten der 105 Seiten davontanzen ließen, wäre da nicht in nahezu jedem Absatz noch etwas nachzuschmecken und nachzuspüren, das einen in seiner schnörkellosen Genialität verblüfft hat.

"Janein, klagt Brause der Muschel sein Leid. Und lamentiert virtuos auf dem Grundton: WirkleinenLeutekönnensnichtändern. Brauses große Fuge in Ach."

Freunde und Freundinnen, Bekannte und Anverwandte ... die Familie nicht nacheinander in der Chronologie des Kennenlernens erzählt, sondern gleich dem zusammengelauschten Puzzle eines Kindes in-und nebeneinandergeschachtelt, so daß man nicht mehr weiß und auch gar nicht mehr wissen will, was war zuerst, die Wahrheit oder die Lüge? Von der Wirklichkeit ganz zu schweigen!

"Und unsere Haut erst, unsere Gesichter - über und über bekritzelt. Du solltest uns sehen: wir sind tätowiert wie Krieger mit Familiengeschichte."

Diese lyrischen Auflösungserscheinungen weiß Sabine Küchler aber durchaus in so prosaischen Plots einzubinden, wie dem von jener Frau, der ein Radiosender geschenkt wurde, den allerdings nur ihr Mann empfangen kann oder dem über Daphne, die erst Modell dann pfandflaschensammelnd auf der Straße war (oder umgekehrt?).
Also hineingeblättert und sich überraschen lassen von dem, was weder Fernsehen noch Video noch Kino zu bieten vermag!

Buechernachlese © Ulrich Karger


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