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Peter Koslowski (Hg.)

Gnosis und Mystik in der Geschichte der Philosophie

Artemis Verlag, Zürich - München 1988, 400 S., ISBN: 3-7608-0998-7, >>> Amazon
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Sind wir wieder soweit? Wollen die öden Geisteslandschaften von Yuppies und Technokraten mit einer mystisch-mytischen Geisterwelt abgefüllt werden?
Vorliegender Band könnte ein heilsames Gegenmittel darstellen, sofern noch ein Minimum an Selbstbewußtsein und Denkbereitschaft vorauszusetzen ist. Selbstbewußtsein vor allem auch einem Sachbuch gegenüber - denn einige Kapitel zollten entweder der wirklich sehr spezifischen (esoterischen) Thematik oder/und dem sprachlichen Unvermögen intellektuellen Spezialistentums ihren Tribut und werden dementsprechend wiederum nur von solchen Spezialisten entziffert werden können. Das Gros der 20 Beiträge aber verschafft auch dem interessierten Laien ein 'geistiges Abenteuer', das ihn um manch bemerkenswerte (Er-)Kenntnis reicher entläßt. Das Hauptanliegen dieses Sammelbandes ist in dem klaren Unterscheiden und dem überraschenden In-Verbindungsetzen von Gnosis und Mystik zu suchen. Denn die philosophische Mystik eines Origines hat nichts mit dem "mühelosen Genuß des eigenen Selbst im Austausch mit irgendwelchen mystischen Weltgeistern" zu tun. Ebenso ist eine Trennungslinie zwischen dem Gnostizismus des 1. und 2. Jhdts, der sich als Fusion von Christen-, Juden- und Heidentum darstellt, und der Gnosis zu ziehen, die versucht, den Inhalt der biblischen Religion im Denken zur Darstellung zu bringen (=jüd. v. christl. Theosophie).
Die Überzeugung der christlichen Gnosis von der Wesensverwandtschaft der Seele mit Gott teilen die Platonische Lehre, die Thomistische Philosophie, der Deutsche Idealismus und noch die psychologische Gnosis C.G. Jungs."
Tatsächlich wird so manches Vorurteil zu Grabe getragen werden müssen, z.B. auch jenes, Meister Eckhart sei der Mystiker schlechthin. Oder noch eklatanter: Christentum und Philosophie seien wie Feuer und Wasser zu scheiden. Das Gegenteil wird hier von Philosophen als wahr erkannt. Gerade in der christlichen Gnosis läge ein bisher unentdecktes Potential zur Wiedervereinigung der christlichen Konfessionen! Und bei Oetinger, Anfang des 18. Jhdts, könnte selbst die religiöse Surrogat-Bewegung des New Age schon von'Ganzheit' und "Ganzheitlichkeit' lesen.
Mit den, beginnend mit Plato, genannten Vertretern gnostischer oder/und mystischer Erkenntnistheorien läßt sich aber offenbar kein gerader Turm aufbauen, sondern deren Denken (und lobenswerterweise z.T auch deren Biographien) muß man erkunden wie einen Arm des Nildeltas, um es näher bestimmen zu können. Sehr hilfreich (und längst nicht üblich) sind dafür auch die zumeist übersetzten Originalzitate.
Dieses Buch kostet Kraft, aber die Mühe lohnt sich für jeden, der sich gegen die allgegenwärtige Beschränktheit unserer Tage auflehnt und dafür über seinen/ihren Tellerrand schauen will.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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