buechernachlese.de
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Unsere Epoche wird mit "Kommunikationszeitalter" überschrieben.
Leider scheint das augenblicklich nur die technische Möglichkeit zu
meinen, z.B. via Bildschirmtext und Satellit Nachrichten auszutauschen.
Eine eigentliche Kommunikation im Sinne eines Austauschs von Ein-und Ansichten
über die Welt unter respektvoller Anerkennung des jeweils anderen
Hintergrundes etc. scheint nach wie vor das Utopia einiger unverbesserlicher
(unbelehrbarer?) Idealisten zu sein. Im Zusammenhang mit den Themen von
RELIGION HEUTE denke man nur an die geleistete Jahres-Millimeterarbeit
innerhalb des Ökumenischen Weltkirchenrates, d.h. also jener Einrichtung,
die Grenzen innerhalb nur einer Religionsgemeinschaft zu überwinden
sucht. Kann dann ein Austausch gar zwischen den Weltreligionen mehr als
den Gedankentourismus einiger weniger bedeuten?
Tatsache ist, es gibt sogar bereits seit 1990 eine Interreligiöse
Arbeitsstelle(INTRoA) die mit Hilfe eines hochrangig besetzten internationalen
Beirates entsprechende Arbeiten zu diesem Thema koordiniert.
Das hochgesteckte Ziel, Jahresbücher herauszubringen, hat die
INTRoA aufgegeben und sich für einen Zweijahresrhythmus entschieden,
in dem Aufsätze, Referate und Forschungsergebnisse eine möglichst
breite Leserschaft finden soll. So liegt nach JIB 1 nun RIG 2(RELIGIONEN
IM GESPRÄCH Bd.2) vor. Unter der Überschrift ENGEL, ELEMENTE,
ENERGIEN zeigt sich dem erstaunten Leser, wieviel Gemeinsames sich da zwischen
Islam, Judentum und Christentum, aber auch zwischen Hinduismus und Buddhismus
auftun kann. Zwei der Beiträge zu diesem Schwerpunktthema sind z.B.
Paul Schwarzenaus Essay DIE HIMMLISCHEN HIERARCHIEN BEI DIONYSIUS AEROPAGITA
UND DIE ENGELLEHRE RUDOLF STEINERS und Chung Hyun Kyungs Rede anläßlich
der 7. Vollversammlung des ÖRK in Canberra mit dem Titel: KOMM HEILIGER
GEIST - ERNEUERE DIE GANZE SCHÖPFUNG.
In dem Kapitel davor wird GRUNDSÄTZLICHES ZUM INTERRELIGIÖSEN
DIALOG insbesondere zwischen den drei Schriftreligionen eingebracht. Darin
werden u.a. Friedrich Hellers, Mircea Eliades, Ulrich Manns und Nathan
Söderbloms Ansätze für übergreifende Theologien vorgestellt
oder das Verhältnis von Bibel und Koran skizziert bishin zu den Überlegungen
Werner Haußmanns, die nach einem neuen religionspädagogischen Bildungsprinzip
verlangen. Da heißt es z.B.: "Wir müssen versuchen eine Sprache
der Immanenz nicht der Transzendenz zu sprechen.", d.h. wir müssen
im interreligiösen Dialog lernen, 'vom Transzendenten in immanenten
Begriffen, Bildern, Kategorien usw.' zu sprechen". Besonders bemerkenswert
fand ich die Ausführungen Leonard Swidlers zu den Vorgaben eines interreligiösen
Dialogs und seinen daraus resultierenden Schlußfolgerungen. Demnach
wird sich ein christlicher "Absolutist" oder Fundamentalist mit einem Absolutisten
der anderen Religionen besser verständigen können als mit einem
christlich "Liberalen", et vice versa ...
Im dritten Teil sind dann DOKUMENTE UND BERICHTE über die unterschiedlichsten
Versammlungen und Tagungen zu interreligiösen Fragen nachzulesen.
Das vierte Kapitel hat wiederum eine Multiplikatorfunktion, da es mit
seinen Buchbesprechungen zum Interreligiösen Dialog im Allgemeinen
und zum Schwerpunktthema im Besonderen einmal mehr zur Vertiefung dieses,
weiß Gott, "weiten Feldes" einlädt. Hierin findet sich allerdings
auch ein wenig Allzumenschliches, wenn z.B einer der Herausgeber seine
eigenen Werke bespricht ...
Für eine Erstbegegnung mit dem Interreligösen Dialog bietet
RIG 2 einen ausgezeichneten Einstieg, nicht zuletzt, weil sich VerfasserInnen
und ÜbersetzerInnen um eine verständliche Sprache bemühten
und die Vielfalt der Beiträge wirklich beeindruckend ist.