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Fünf Jahre hat er seine Fans auf die Folter gespannt, bis Stephen
King nach "schwarz", "drei" und "tot" endlich eine weitere
Fortsetzung der Geschichte seines Ka-tets folgen läßt. Zur Erinnerung:
Dieses Ka-tet, eine durch ihre gemeinsame Suche nach dem "dunklen Turm"
verschworene Gemeinschaft, besteht aus Roland dem Revolvermann, dem Ex-Junkie
Eddie, der schizophrenen Susannah, dem bereits einmal ermordeten Jake sowie
dem Bumbler Oy, einer sprechenden Mischung aus Dachs, Waschbär und
Hund. Da bei aller Liebe nicht alle Fans über ein Elefantengedächtnis
verfügen, hat King diesem Band eine Zusammenfassung der früheren
Bände vorangestellt. "GLAS" setzt genau da ein, wo "tot" endete:
Das Ka-tet ist unterwegs in der computergesteuerten Mono-Eisenbahn, deren
Zentralcomputer sich zu einer rätselsüchtigen, nichtsdestotrotz
selbstmordgefährdeten Persönlichkeit namens Blaine entwickelt
hat. Die Geleise sind in der apokalyptisch zerfallenen Umgebung dieses
Wann und Wo jener Welt alles andere als gut gewartet. Dennoch vermag Blaine
sein Tempo auf mehrere hundert Meilen die Stunde zu treiben. Und wenn das
Ka-tet nicht bald ein für Blaine unlösbares Rätsel stellt,
schießen sie alle gemeinsam über das Ende der Geleise ins Nichts
hinaus.
Der Gigantomane spannungsgeladenen, einfühlsamen Horrors und riesiger
Auflagenzahlen spielt in dieser Romanwelt sein wohl anspruchsvollstes und
zugleich verrücktetes Spiel mit den Lesern. Dank seiner bewußt
kalkulierten Paradoxa auf der Zeitebene vermag King hierin ganz "plausibel"
den New Yorker Zynismus unserer Tage mit der Härte eines Westernhelden
und den romantischen Ehrbegriffen einer Tolkienschen Mittwelt zu vereinen.
In "Glas" findet Roland jedenfalls noch ausführlich Zeit, sein einschneidendes
Initiationserlebnis zum Revolvermann zu erzählen. Mit knapp 15 Jahren
lernte er dabei die große Liebe seines Lebens kennen und verlieren
- und am Ende beginnt wieder das Warten auf die nächste Fortsetzung.
Weitere Besprechungen zu Werken von Stephen King siehe:
Büchernachlese-Extra: Stephen King