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Douglas nennt sich selbst Duddits. Er ist ein Junge mit Downsyndrom und besucht eine Sonderschule für Geistigbehinderte. Andere nennen diese Schule 'Behindi-Akademie', und drei dieser anderen haben sich Duddits als wehrloses Opfer für ihre brutalen 'Späße' ausgesucht. Zuerst ziehen sie ihn bis auf die Unterhosen aus, doch als sie ihm auch noch Hundekot vor den Mund halten, erfährt Duddits Hilfe von vier wesentlich jüngeren Freunden, die in diesem Augenblick sehr genau wissen, was sie zu tun haben. Duddits wird nach diesem Erlebnis für die vier zu einem Fokus, der sie über die Jugendzeit hinaus auch noch Jahrzehnte später als Erwachsene in Verbindung bleiben läßt, und gemeinsam mit Duddits bestehen sie schließlich auch den Kampf gegen eine äußerst bedrohliche Invasion außerirdischer Lebensformen.
Nach dem mit 'Das Mädchen' gelungenen Ausflug in das sich aufs Wesentliche beschränkende Literarische legt Stephen King mit 'Duddits' wieder eines seiner für ihn typischen Genre-Druckwerke vor. Sich Menschen einverleibende Pilzsporen aus dem Weltall bilden das bis zum Anschlag mit Ekel und Horror angereicherte Science-Fiction-Gerüst für eine fesselnde Entwicklungsgeschichte, der er wie immer aufs Beste 'Fleisch' zu geben weiß. Ob Kindertage oder Gegenwart, seine Umfeldstories kann man nicht einfach nur wiedererkennen, sondern förmlich wiederschmecken. Das und seine offenbar noch immer schier überbordende Phantasie lassen ihn bislang unschlagbar und aufs Originellste alle möglichen Ängste durchdeklinieren und zugleich auf aktuelle wie relevante Themen der Gesellschaft eingehen. Die zärtliche Genauigkeit, mit der dieser Autor die Würde eines Duddits herausstellt, ist dabei mindestens so atemberaubend wie die Akribie seiner Horrorsequenzen.
Stephen King kann es sich längst leisten, dem Affen Zucker zu geben und mit dieser Art seiner Schreiberei einfach nur Spaß haben zu wollen. Seine Fans lieben sie, sind süchtig nach ihr und nehmen dann auch bereitwillig Schnitzer in Kauf wie den, wonach jemand mit einer frisch zu Brei geschlagenen Hüfte eine Mutter bei der Beerdigung ihres geliebten Kindes stützt. Nach 'Das Mädchen' aber weiß man, daß er genauer sein und einem ohne die genretypischen, mehrere hundert Seiten langen Aufblähungen weit tiefer unter die Haut gehen kann - und dafür lohnte es sich sogar, ein paar Jahre länger auf den neuen Stephen King zu warten.
Weitere Besprechungen zu Werken von Stephen King siehe:
Büchernachlese-Extra: Stephen King