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In Prenzlauer Berg steht ein Mietshaus, in dem niemand lange wohnen bleibt. In Kreuzberg wurde das einstige Bethanien-Krankenhaus zum Spukhaus, das bereits Theodor Fontane eine Geistsichtung widerfahren ließ. Die "Windmühle" hingegen ist ein nicht näher lokalisiertes Ost-Berliner Hochhaus, das jährlich mehrmals von Selbstmördern zum Sprung in den Tod genutzt wurde ...
Sarah Khan hat sich für ihr neuestes Werk "Die Gespenster von Berlin" aufgemacht, der Stadt "unheimliche Geschichten" zu entlocken. "Unheimlich" insoweit also auch im Sinne von "nicht mehr heimlich". Der Reiz dieser Feldforschung liegt in ihrem Mangel an esoterischem Bierernst, dem sie mit Selbstironie und einer gekonnten, an subtilen Zwischentönen reichen Schreibe zu Leibe rückt - ohne dabei je den Gegenstand ihrer Betrachtung zu verraten. Khans durchaus konkrete Fragen nach Gespenstern und Geistererscheinungen gelangen in jedem Fall auch zu konkreten Ergebnissen, inwiefern die gekannte oder unerkannte Vorgeschichte eines Ortes "unheimliche" Gefühle auszulösen vermochte und zuweilen noch immer vermag. Was daran dann Ei oder Henne ist, wird sekundär, denn diese wodurch auch immer ausgelösten Emotionen wirken und wirkten wiederum auf den Ort ein, lassen ihn verwaisen oder zum Anziehungspunkt werden.
Egal ob Neu- oder Alt-Berliner mit West oder Ostsozialisation, egal ob Tourist aus Deutschland oder anderswoher - diese Geschichten eröffnen privat Kleinteiliges wie auch Erlebtes im großen Zusammenhang historischer, zuweilen allzu verbrecherischer Zeiten und schreiben somit ein weiteres Stück bemerkenswerter Geschichte von Berlin. Diese hier zum Tragen kommende, sehr eigene Mischung aus recherchebegabter Neugier zum Zwecke der Aufklärung, angereichert um ein gutes Quantum an schwarzen Humor und spürbar echtem Interesse am jeweils befragten Gegenüber sollen der Autorin nun bitte schön auch einen unheimlichen Erfolg bescheren.