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Sebastian Zöllner hat ein Kunstgeschichtsstudium an sich vorbeirauschen lassen, währenddessen einige kleinere Artikel veröffentlicht und hofft nun, die Biographie des einst weltberühmten, mittlerweile jedoch fast in Vergessenheit geratenen Malers Kaminski schreiben zu können. Eile tut Not, denn würde die Biographie noch rechtzeitig zum Ableben Kaminskis fertig, wäre entsprechend große Aufmerksamkeit zu erwarten. Doch Kaminski hat ganz eigene Vorstellungen von seinen letzten Lebenstagen …
Daniel Kehlmann, Jahrgang 1975, legt mit "Ich und Kaminski" bereits sein fünftes Buch bei Suhrkamp vor. Seine Salto schlagende Etüde vom betrogenen Betrüger, der auf seinen lebensmüden Meister trifft, ist irritierend. Nicht wegen des Plots, der sattsam bekannte, nichtsdestotrotz zutreffende Klischees über das Marketing der Kunst- und Galeristenwelt durchdekliniert. Auch nicht wegen der reizvollen Idee, jemanden in der Ich-Erzählperspektive als postmodernes A…kind ins eigene Messer seiner Egozentrik laufen zu lassen. Aber das ein begabter Sprachvirtuose wie Kehlmann mit seiner erneut bewiesenen Kunstfertigkeit ein derart dünnes Brett bohrt, um es dann als "Roman" zu veröffentlichen, wirft wiederum einen Schlagschatten auf die Marketinggesetze des Buchhandels. Und vielleicht halt auch auf die "Jugend" des Autors, die bei allem Vermögen die Grenzen des eigenen Erfahrungshorizontes eben doch (noch) nicht überspielen kann.
"Ganz nett" also das Ganze, aber "haben" muss man dieses Buch nicht.