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Sogenannte "Geschenkbücher" zu besprechen - das kann man sich in
der Regel wirklich schenken. Bestenfalls "ganz nett aufgemacht" ist der
Gehalt solcher "Büchlein" meist nicht weiter erwähnenswert. Aber
Ausnahmen bestätigen die Regel!
12 KETZERISCHE GESCHICHTEN FÜR QUERDENKER UND QUERULANTINNEN hat
Diethelm Kaiser aus 7 Verlagsprogrammen ausgewählt und dabei wirklich
erlesenen Geschmack bewiesen.
Die älteste Geschichte ist von Katherine
Mansfield (Die fortschrittliche Dame), der Begründerin der modernen
englischen Short Story, die jüngste von der russischen Erzählerin
Viktorija Tokarejewa, die in "Gleichgewicht" eine Selbstmörderin auf
genial-groteske Weise zur Retterin einer Herzpatientin werden läßt.
Dazwischen beweist Peter Bichsel "Amerika gibt es nicht", zelebriert
Karel Capek die besondere Gabe tschechischer Autoren, formvollendet die
Ironie auf die Spitze zu treiben, und Woody Allens Irrwitz kreist natürlich
einmal mehr um die Qual in der Wahl seiner Liebes- bzw. Sexualpartnerinnen.
Die anderen AutorInnen sind Bertolt Brecht (Die unwürdige Greisin),
Wolfgang Hildesheimer (Das Ende einer Welt), Herbert Rosendorfer (Der Eiffelturm),
Luciano de Crescenzo (Um Mitternacht geht's los), Susanna Kubelka (Nur
tote Fische schwimmen mit dem Strom!) und Doris Dörrie (Was machst
du, wenn ich aus dem Haus gehe?).
Alle zwölf Geschichten sind Kabinettstücke
des Eigensinns und dank ihres Esprits alles andere als sperriges Gedankengut.
Eingebunden in farbintensiv bemalter Pappe nach Art der "Wilden" und ausgestattet
mit einem Lesebändchen ist diese Sammlung eine wunderbare Werbung
für den Lesegenuß, die geübten wie ungeübten LeserInnen
viel Freude bereiten wird.