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Jugendbücher sind für Verlage zum Risikogeschäft geworden,
die Gewinnmaximierung scheint in dieser Altersgruppe eher mit elektronischer
Fastfood denn mit zur Phantasie anregender Lektüre möglich. Umso
bemerkenswerter ist es, wenn sich ein Verlag diesem Trend entgegenstemmt.
Bei Hoch ist ein Sach-und Lesebuch für Jugendliche ab 12 Jahren
erschienen, dessen Leitmotto von Dom Helder Camara formuliert wurde:
"Wenn EINER träumt, so ist das nur ein Traum.
Wenn VIELE träumen, so ist das der Beginn von Wirklichkeit."
In TRAUM UND TAT - Wege des gewaltfreien Widerstandes versammelte der
Lehrer und Friedensforscher Gernot Jochheim unter Verwendung authentischer
Quellen 16 Geschichten, die eben nicht nur Ausnahmepersönlichkeiten
wie Mahatma Gandhi oder Martin Luther King vorstellt, sondern auch solche,
die weniger spektakulär, aber ebenso entschlossen gewaltfrei für
eine Sache eingestanden sind: Kinder und Jugendliche. Die Tat im Alltag
wurde für sie zum entscheidenden Schritt, dem Traum von Gerechtigkeit
und ökologischer Vernunft näherzukommen.
Dieses Buch eignet sich auch vorzüglich für den Schulunterricht,
nicht nur, weil es statt zu theoretisieren, Ideen und Geschehnisse erzählend
formuliert, sondern weil es auch den Nachweis erbringen hilft, daß
die Courage zum gewaltfreien Widerstand nicht erst in der Vergangenheit
belegt werden kann. Der Bogen spannt sich u.a. vom Widerstand norwegischer
Lehrer gegen das Hitler-Regime 1942 über die Apartheids-Gesetze in
den USA bis zur Gegenwart von 1991 in Moskau. Auch in Deutschland wurde
von jungen Menschen gewaltfreier Widerstand geleistet: Ein junger Drucker,
der sich erfolgreich gegen die Bearbeitung kriegsverherrlichender Landsergeschichten
wehrte; eine Demonstration zur Umbennung eines "Hindenburgplatzes"
in "Hiroshimaplatz"; Jugendliche in Jena, die 1985 der Parole "Schwerter
zu Pflugscharen" Ausdruck verliehen und in Schleswig-Holstein, wo sich
Einheimische gegen Schießübungen der Bundeswehr während
der Brutzeit wehrten.
In einer Zeit, in der die sogenannte "Gewaltfrage" meist an
die Jugendlichen adressiert ist, kann dieses spannende und informative
Buch für so manchen, auch für die Erwachsenen, eine bedeutsame
Anregung zum friedlichen Umgang miteinander sein. In einem fiktiven Gespräch
mit Jugendlichen sagt Martin Luther King z.B.:
"Die Mittel, die jemand anwendet, um Gerechtigkeit zu erreichen
oder eine Bedrohung abzuwenden, diese Mittel müssen schon das Ziel
widerspiegeln."