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Wenn Hanns Dieter Hüsch über den Niederrhein im allgemeinen und seine Kindheitserinnerungen im besonderen jene Wortkaskaden türmte, die unvermeidlich das Zwerchfell eines jeden Kabarettliebhabers strapazierten, dann kam er auch aufs Essen zu sprechen. Entweder leidend wegen der notwendigerweise viel von ihm aufgesuchten Pensionen garni, deren Namensattribut er so für sich übersetzte, daß sie zum Frühstück 'gar nie' seinen Wünschen entgegenkamen oder genüßlich, wenn er 'zugab', ein nach wie vor großer Liebhaber von Endivienschlaat oder Schnibbelbohnensuppe zu sein.
Naheliegend, aus dieser Leidenschaft ein Buch zu entwickeln. Doch Hüsch kann gar nicht kochen und die Rezepte kennt er auch nicht genau - macht nichts! Der Herausgeber Georg Bungter hat in Frau Maria Becker-Meisters aus Kranenburg-Zyfflich eine hilfreiche Kennerin rheinischer Gerichte gefunden. Die Poesie solcher Namen wie Halve Hahn, Hämmchen, Heringsbegräbnis oder Rheinischer Kappes macht neugierig und sollte keinesfalls von der Sorge um das Körpergewicht getrübt werden - wiewohl diese Sorge durchaus berechtigt ist.
Also da sind nun einerseits über 100 Rezepte aus dem Rheinland, dazu noch die anspielungsreich charmanten Illustrationen von Jürgen Pankarz - und Hanns Dieter Hüsch? Der zeigt sich immer wieder mal auf den Fotos von Paul Maaßen an den Tatorten seiner Leidenschaft und erzählt zwischendurch kleine Geschichten, wie das damals so war bei Omma, Oppa und Tante Liese. Nicht gerade kabarettistische Highlights, aber doch in seinem Tonfall nett und anrührend. Und da die Liebe durch den Magen geht ... Essen kommen!
Nachruf und weitere Besprechungen zu Werken von Hanns Dieter Hüsch siehe:
Textenetz: Hanns Dieter Hüsch