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Götter- und Heldensagen bilden den atavistischen Grundstock aller
Weltreligionen. Nicht zuletzt auch das Alte Testament fußt auf den
Metaphern alter Mythen. Manche Mythen leben, wenn auch verstümmelt,
im allzumenschlichen Aberglauben fort oder wurden ganz bewußt umgeformt,
und gehören nun zum Kanon der klassischen Weltliteratur (Shakespeare
u.a.).
Wer nun z.B. wissen will, wovon sich der Name eines Sternbildes ableitet
oder sich erinnern will, welche Rolle ein Held in der Odyssee oder im Nibelungenlied
spielte, oder was es mit dem Inneren des Untersberges auf sich hat und
wie das Runenalphabet aussieht, kann nun auf eine wahre Fundgrube zurückgreifen.
DAS LEXIKON DER ABENDLÄNDISCHEN MYTHOLOGIE gibt auf 461 Seiten
in Wort und Bild reichlich Auskunft. 480 einfarbige Abbildungen und 35
Farbtafeln lassen einen immer wieder darin schmökern und von einem
Querverweis zum nächsten treiben. Der Herausgeber hat zudem an den
Anfang ein sehr instruktives Essay gesetzt. Er legt darin allerdings gleich
offen, daß sich dieses Lexikon keinesfalls lückenlos über
alle Mythen auslassen konnte. Nur die vor-und frühchristlichen des
Abendlandes wurden berücksichtigt und längst nicht alle Mischformen,
wenn sie beispielsweise zu historisch sind. Wer Germanistik oder vergleichende
Religionswissenschaft studiert, mag dies bedauern, aber für solche,
die nur am Rande oder aus privater Neigung daraus Nutzen ziehen wollen,
ist gerade die Beschränkung auf das Naheliegende von großem
Vorteil - ein wirklich umfassendes Lexikon käme vermutlich noch nicht
einmal mit dem zehnfachen Seitenumfang aus. So aber kann man den abendländischen
Mythen unter einer allemal ausreichenden Anzahl von ca. 4000 Stichwörtern
nachzuspüren und sogar noch "Neuentwicklungen" wie Asterix und Obelix
oder Tolkiens Herrn der Ringe entdecken. Sehr hilfreich sind die "Stammbäume"
der diversen Helden-und Götterfamilien. Schön auch, daß
die Sagen selbst in Auszügen vorgestellt werden. Literaturangaben,
Quellennachweise und ein Abbildungsverzeichnis runden dieses Nachschlagewerk
schließlich ab.
Leider hat dieses bibliophile Vergnügen einen hohen Preis, der
aber eben nicht zuletzt in der vorzüglichen Ausstattung seine Entsprechung
findet.