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Gunter Hesse & H.-H. Wiebe (Hg.)

Die Grünen und die Religion

Frankfurt am Main, athenäum Verlag, 1988, 300 S., ISBN: 3-610-08480-4, >>> Amazon
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Wer Glauben nicht mit Nicht-Wissen übersetzt, wird die Fragestellung unter dem Titel DIE GRÜNEN UND DIE RELIGION weniger als provokant denn als naheliegend nachvollziehen können. Die INNENANSICHTEN Grüner MandatsträgerInnen oder im 2.Teil die in nüchterner bis professoraler Manier vorgetragenen AUSSENANSICHTEN über die Grünen belegen, daß sich die Partei oder vielmehr die Bewegung der Grünen in ihrem visionären Vorstellungsvermögen von den etablierten Parteien absetzt.
Das die Grünen aber insgesamt geradezu als Affront gegen herrschende Politik bewertet wird, kann nach der Lektüre dieses Buches jedenfalls nicht mehr damit begründet werden, daß sie 'außerhalb der Werteskala, die das Grundgesetz reflektiert' stünden. Im Gegenteil 'Wertsetzungen wie Demokratie, soziale Gerechtigkeit, persönliche Freiheit durch Schonung der natürlichen Lebensgrundlagen und Frieden (..) gehören mit einer jeweils anderen Akzentuierung (..) offenbar zum Grundkonsens aller Demokraten', die im Bundestag vertreten sind.(s. G.Hesse S.290)
Ob das nun peinlich oder lächerlich ist, wird nicht mehr als nötig polemisiert, vielmehr ging es den Herausgebern um die unterschiedlichen Wertungen und Zielsetzungen innerhalb der Partei. Die INNENANSICHTEN der ersten 181 Seiten, die sich da ja auch nur als Splitter des Ganzen vermitteln, lassen eine/n Schubladen mit den Etiketten REALOS oder FUNDIS als zu beschränkt und nicht brauchbar beiseite legen. Jeder der neun AutorInnen setzt in Form und Sprache mit der Offenlegung seiner/ihrer Lebensantriebe bzw. Antriebe für das Engagement bei den Grünen einen jeweils ureigenen Akzent. Es können hier nur verkürzende Überschreibungen wie frommes und kritisches Christentum, NEW AGE und Anthroposophie, östliche Spiritualität und Mystik sowie Skepsis und Religionskritik genannt werden. Die sieben Aufsätze der AUSSENANSICHTEN zeigen allgemein und quellenreich die Gemeinsamkeiten und das Trennende zwischen Grünen und Religion auf. Besonders hervorzuheben ist auch der Aufsatz von Andreas Bernstorff, der eine aufregend neue Definition von Natur und Naturschutz liefert. David A. Seeber, der sich "von der Grünen-Bewegung sehr viel weiter entfernt sieht, als es Kardinal "Höffner war" nimmt das Anliegen der Grünen immerhin insofern ernst, wenn er zu dem Schluß kommt: "An Gesprächsstoff für harte Auseinandersetzungen (zw. kath.Kirche u. den Grünen) wird es nicht fehlen, gerade wenn dabei auf vordergründige tagespolitische Effekte verzichtet wird."
Die Beiträge dieser Sammlung verlangen z.T.(vor allem bei den AUSSENANSICHTEN) die Lesehaltung wie für ein Sach-oder Fachbuch, eröffnen dafür aber die Möglichkeit zu neuen Antworten und nicht zuletzt zu neuen Fragen an die Grünen. Wer Augen hat zu sehen, der/die sollte dieses Buch lesen ...

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