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Die Dunklen, allen voran Graf Cagliostro und der Erlkönig, drängen nach 'nebenan'. Nebenan, das ist aus ihrer Sicht, unsere reale, säkulare Welt, in der nur noch einige Spinner und Träumer wie der Student Till Küster an Magie glauben. Und weil es nur noch so wenige sind, liegt ein ungeheures Potential an magischer Energie brach, das die Dunklen für sich nutzen wollen. Als Till und seine als Schwertkämpfer herausgeputzten Freunde ihr Fantasy-Rollenspiel mit einer Samhain-Beschwörung abschließen, kommen nun tatsächlich jene Geister, die sie gerufen haben. Dagegen sind selbst die Heinzelmännchen machtlos, die seit Jahrhunderten an der Grenze bzw. an den Toren von nebenan nach nebenan mit zuletzt verblüffend modernen Mitteln Wache gehalten haben.
Vermögen deutschsprachige Autoren leichtfüßige, unterhaltsame Fantasy zu schreiben und dabei genau jene Ballance zwischen Augenzwinkern und Ernsthaftigkeit zu halten, wie sie der angelsächsiche Sprachraum seit J.R.R. Tolkien bis Terry Pratchett für sich allein gepachtet zu haben scheint? Dem gebürtigen Krefelder Bernhard Hennen gelang nun dieses Kunststück, indem er zielsicher den wohl einzig geeigneten geographischen Ort für solche eine Geschichte gefunden hat: Köln!
Im Umfeld des Domes agieren seine Helden, neben den Heinzelmännchen, Trollen, Werwölfen u.a. auch der Kölner Kardinal, und geben dem üblichen Kampf zwischen Gut und Böse einen amüsanten Subtext, der sich hierzulande selbst dem (Noch-)Nicht-Fantasy-Fan sofort erschließt. Angefangen von der universitären wie auch klerikalen Szene im Allgemeinen und der Schicki-Micki- wie Esoterikszene im Besonderen werden auch sämtliche Märchen- und Sagenhelden liebevoll gegen den Strich gebürstet - und fangen einen gerade deshalb ein. Ein an Situationskomik reiches Chaos hier wie nebenan führt schließlich zu entsprechend eigenartigen Koalitionen, ja sogar Liebesbeziehungen, das kein Augen trocken läßt. Mehr davon!