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VERSUCH ÜBER EINEN GEGLÜCKTEN TAG nennt P.H. seinen nunmehr
dritten Versuch, den er auch noch mit "ein Wintertagtraum" entschuldigen
möchte.
"... erkenne ich doch immer öfter, und mit immer größeren
Zorn, gegen mich selber, wie mit der vorrückenden Zeit mehr und mehr
Augenblicke meiner Tage mir etwas sagen, wie ich aber weniger und weniger
von ihnen fasse und, vor allem, würdige."
Diesem unserer Zeit und unseren Breitengraden durchaus angemessenen
Motiv kommt und kommt P.H. aber nicht auf die Spur, benennt es auch erst
auf der Seite 68, um es allerdings sogleich in niederschmetternder Weise
wieder zu negieren:
"Ich bin, ich muß es wiederholen, empört über mich,
daß ich unfähig bin, das Licht des Morgens am Horizont, welches
mich gerade noch hat aufblicken und zur Ruhe kommen lassen (in die Ruhe
kommen, steht beim Briefschreiber Paulus), zu halten".
Tatä, Tatä, Tatä!
Auch ein Versuch verlangt in seinem Tasten nach Stringenz, und wenn
die dem Autor nicht möglich ist, weil er zu keiner ihn befriedigenden
Lösung kommt und er zuletzt den Traum lediglich als Traum anerkennt,
dann hätte das Publikum für sein Geld wenigstens einige gelungene
Fragmente verdient. Aber dieser Wintertagtraum kommt unverdaut und unüberarbeitet
über die gutwillige Leserschaft: Dynamisch-inhaltliche Widersprüche
sind von P.H. unkommentiert neben- und nacheinander hingerotzt, will sagen,
"angetastet" worden. Sie ergeben kurze, ihrer selbst wegen, hingeworfene
Assoziationsstrecken, die ins beliebige Irgendwohin weisen und alles Mögliche,
nur keinen wirkungsvollen und glaubwürdigen Bezug zur Welt, zum Leser,
zum Thema oder auch nur zum Autor herstellen.
Neben dem wortwörtlichen Übersetzen französischer Idiome,
wurden P.H. offenbar auch wortwörtliche Übersetzungen von Paulustexten
aus dem Alt-Griechischen zur ebenfalls von ihm unbegründeten Autorität.
Aber die wortwörtliche Übersetzung schützt nicht vor Mißverständnissen
und Nicht-Verstehen. Auf P.H.s "Und es entspräche der Idee solch
eines Tages, statt eines Versuchs, eher die Psalmenform, ein wohl im voraus
vergebliches Flehen?", hätte ihm selbst Paulus ein heftiges, verzweifeltes
"Das wohl nicht!" entgegengeschleudert und ihn darauf aufmerksam
gemacht, daß nur sein Innewohnen in der "Dialektik" des Psalmes
ihm auch den von P.H. an den Anfang gestellten Vers an die Römer eingegeben
hat: "Der den Tag denkt, denkt dem Herrn!"
Wer sich und andere so wenig ernstnimmt, mußte das Thema zweifach
verfehlen, auch wenn Bemäntelungen wie Versuch und Traum als Amulette
dagegengehalten wurden: Sein offenbar blindgepicktes Korn auf Seite 68
wollte P.H. nicht schlucken, dafür hält er sich spitzfindig,
was P.H. wohl mit ästhetisch verwechselt, an der naiven Suche nach
einem absoluten Rezept für planbar geglückte Tage auf, ähnlich
wie andere nach Wunschtraumfrauen oder -männern Ausschau halten, weil
sie sich nicht auf eine spannungsvolle Beziehung einzulassen vermögen.
Dieses "Buch" ist noch nicht mal langweilig, es ist mit seinen
überlangen, selbstgefälligen Wortspielereien in beleidigend schlechter
Verfassung. Nur P.H. kann wissen, warum er es nicht in die Schublade für
fehlgeschlagene Versuche geräumt hat:
"Ich selber bin mein Feind geworden, zerstöre mir das Licht
des Tags; zerstöre mir die Liebe; zerstöre mir das Buch."