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Wo das Bild die Mattscheibe beherrscht, stören bedächtig tastende
Worte das angebliche Konzentrationsmaximium eines an den 90-Sekunden-Takt
gewöhnten Zuschauers. Bleibt die Buchform, um Autoren über sich,
ihr Werk und ihre Weltsichten in aller Ausführlichkeit befragen zu
lassen.
"DAS ANDERE ICH" erschien bereits Ende letzten Jahres im Gefolge des
65. Geburtstages von Peter Härtling. Im Gespräch mit dem Germanisten
Jürgen Krätzer besticht der Jubilar insbesondere durch seine
spontane Offenheit, mit der er die privaten, künstlerischen aber auch
politischen Impulse für sein Schreiben aufdeckt. Er läßt
Krätzer viel, manchmal sogar zuviel Raum für dessen eigene Deutungen,
die er dann nur noch bestätigen kann. Härtling stellt dann aber
den Befrager gerade auch mit seinen eingestandenen Verblüffungen in
den Schatten, wenn er zugibt, durch ihn auf einen neuen Zusammenhang gestoßen
worden zu sein. Das ist sympathisch und beweist, daß hier tatsächlich
ein Dialog dokumentiert worden ist. Der derzeit wohl bedeutendste Kinderbuchautor
deutscher Zunge wird zudem ausführlich als musikalisch inspirierter
Belletrist und Lyriker für Erwachsene vorgestellt. Ein Werk, das für
manchen wohl noch mit Gewinn nachzulesen wäre.
Weitere Besprechungen zu Werken von und über Peter Härtling siehe:
Büchernachlese-Extra: Peter Härtling