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Guck mal, der Vogel dort in dem Strauch,
Mit blau-weißem Köpfchen und gelbem Bauch!
Das ist die Meise, die fröhlich singt.
Oh, wie wunderschön das klingt!
So beginnt der Text von Carla Häfner in dem von Sandy Lohß illustrierten Bilderbuch "Die kleine Meise", das in der Bilderbuchreihe "Meine Gartenfreunde" des Oetinger Verlags erschienen ist.
Es erzählt in ähnlich gebauten Reimen von der Futtersuche, von einer (natürlich!) abgewendeten Gefahr durch eine Katze, vom Baden in der Sommerhitze, vom Stibitzen am Kuchentisch, vom Kernepicken an einer Sonnenblume und zum Schluss vom allerdings nicht sehr glaubwürdigen "gemütlichen" Daueraufenthalt in einem offenen Vogelfutterhäuschen während der Winterzeit.
Die Bilder von Sandy Lohß zeigen detailliert die kleine Meise im jeweils beschriebenen Lebensumfeld - und das durchaus bunt gestaltet, aber materialbedingt in sehr gedämpften Farbtönen. Dies wiederum ist dem Anspruch des Verlags an ein "Öko-Bilderbuch" geschuldet, das auf kurzen Wegen innerhalb Deutschlands "nachhaltig und schadstofffrei hergestellt" werden soll. So werden die Bilderbücher dieser Reihe aus "Braunpappe" bzw. zu "100 % aus Recycling-Papier" hergestellt und mit wasserbasierten sowie mineralöl- und kobaltfreien Öko-Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe bedruckt. Das alles führt dann zur Kennzeichnung des Bilderbuches mit dem "Oetinger natur"-Logo.
Vorleser*innen dieses Bilderbuches werden sich dank des siehe oben beispielhaft zitierten Sprachrhythmus gut in die netten, wenn auch nicht immer korrekte Tatsachen wiedergebenden Reime hineinfinden. Doch so sehr der Anspruch einer nachhaltigen und schadstofffreien Herstellung zu würdigen ist, dürfte er insbesondere den kleinsten Bilderbuchbetrachtern das Erkennen der Bildgegenstände sehr erschweren. Ganz davon abgesehen, dass hier laut jeder pädagogischen Erkenntnis weniger an Bildinhalten (noch) weit zielführender ist, hebt sich für die vom Verlag angedachte Zielgruppe gerade die Meise nicht immer gut genug von den zu zahlreichen anderen Dingen um sie herum ab. Und auch der Text ist für die Altersgruppe ab anderthalb Jahren viel zu komplex.
Was das angeht, sollte der Verlag grundsätzlich noch einmal sein Konzept für ein "Öko-Bilderbuch" überdenken.
Aber angesichts des ansonsten ja sehr schön umgesetzten Themas lohnt ein Versuch mit diesem relativ preiswerten Bilderbuch allemal - aber halt nicht, wie vom Verlag gedacht ab anderthalb Jahren, sondern frühestens für Kinder ab 2, besser ab 3 Jahren.