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Noch am Elternsprechtag wurde Schabis Zeichentalent gelobt, als er jedoch in der Englischstunde eine Karikatur des Lehrers entwirft, fliegt er aus dem Unterricht. Damit nicht genug trifft Schabi vor der Tür den kleinen Benji, der außer Schabi keinen einzigen Freund hat. Doch anstatt sich über die Begegnung zu freuen, rennt Benji weg, flieht regelrecht vor ihm. Schabi versteht die Welt nicht mehr. Aber es sollte noch schlimmer kommen. In letzter Zeit waren schon Sachen von Schülern verschwunden, und jetzt findet Schabi das wunderbare Geschenk Benjis, eine schwarze Schatulle mit exzellenten Stiften und Kreiden nicht mehr wieder. Und der Einbruch im Schulkiosk? Hat Benji etwa mit alldem zu tun?
Joli steht Schabi in seiner Verwirrung bei und will ihm helfen, das Rätsel zu lösen. Schabi ist schon lange in Joli heimlich verliebt, aber er weiß, daß er keine Chancen bei ihr hat, denn sie ist mit Nimrod, dem King der Schule zusammen.
Batya Gurs erstes Kinderbuch ist analog zu ihren Bestsellererfolgen als ein spannender Krimi aufgebaut, der ohne omnipotente Serienkinderschar bei der Spurensuche auskommt. Wie bei ihren Romanen für Erwachsene nutzt sie den Plot dazu, um punktgenau ein realistisches Umfeld zu beleuchten. So sind aus der Sicht Schabis die Erwachsenen zumeist nur mit sich selbst beschäftigt, insbesondere Benjis Eltern. Und auch Schabi glaubt seinem seit geraumer Zeit in sich versunkenen Vater aus dem Weg gehen zu müssen. Die Lösung dieses verzwickten Falles gelingt aber dann doch nicht zuletzt dank Hirsch, dem etwas schrulligen Opa Jolis. Er übernimmt die Rolle einer deus ex machina und stellt Kindern wie Erwachsenen die richtigen Fragen. Doch Hirschs Ratschläge werden stets gebrochen durch die skeptisch verzweifelte Sicht des authentischen Ich-Erzählers, der neben den Verlusten auch noch mit seiner ersten Liebe klarzukommen versucht.
Jugendliche Leser werden sich davon allemal fesseln lassen, denn das Gefühl, wenn scheinbar alle etwas anderes von einem wollen, können sie gewiß sehr gut nachvollziehen.
En passent und ohne unnötiges Wortgeklingel weitet die Autorin hier zudem den kulturellen Horizont und stellt einen Zipfel Israels mit seinen vielfältigen religiösen Bezügen vor.
Ein 'Debut' also, das auch im Kinderbuchbereich auf mehr hoffen und gespannt sein läßt.
Weitere Besprechungen zu Werken von Batya Gur siehe:
Büchernachlese-Extra: Batya Gur