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Michael Brock hat alle Voraussetzungen, um sich den American Dream zu
erfüllen. Er ist weiß, jung, Yale-Absolvent und kurz davor,
als Teilhaber in eine der größten und einflußreichsten
Anwaltskanzleien Washingtons einsteigen zu können. Doch dann droht
ein Obdachloser, sich samt Michael und acht seiner Kollegen in die Luft
zu sprengen. Aber auch hier scheint der Erfolg nur den Erfolgreichen beschieden
zu sein. Der Obdachlose wird erschossen und die Anwälte kommen mit
dem Schrecken davon. Während die anderen jedoch gleich wieder ihre
Arbeit aufnehmen, läßt Michael das Erlebnis nicht mehr los.
Er will wissen, was den Obdachlosen zu seiner Tat getrieben hat. Bei seinen
Nachforschungen korrespondieren unsägliche Bilder des Elends mit einem
vertuschten Skandal, in den eben jene große Kanzlei verwickelt ist.
Michael Brock wechselt die Seiten und beginnt einen scheinbar aussichtlosen
Kampf.
So fulminant John Grisham seinen neuesten Roman auch eröffnet,
kippelt zwischendurch die Metamorphose des Helden zum "street lawyer"
bedrohlich ins Kitschige. Aber die Dynamik seiner Schreibe umschifft dann
selbst diese Klippe, und man legt "DER VERRAT" erst wieder am Schluß
aufatmend zur Seite. Grisham gelang es einmal mehr, ein gärendes Problem
der US-amerikanischen Gesellschaft zu durchleuchten und mitreißend
in Szene zu setzen. Neben dem David/Goliath-Effekt ist es nicht zuletzt
die glaubhaft fundierte Darstellung beider Seiten, die den hohen Unterhaltungswert
auch dieses "Grishams" ausmacht.
Weitere Besprechungen zu Werken von John Grisham siehe:
Büchernachlese-Extra: John Grisham