buechernachlese.de
|
Auf den Baumwollfeldern von Arkansas wird die Ernte eingebracht. Es ist September 1952 und der siebenjährige Luke muss beim Pflücken helfen. Jede Hand wird gebraucht, damit am Ende des Jahres die Kredite zurückbezahlt werden können. Doch ohne die Wanderarbeiter aus den Bergen und die mexikanischen Erntehelfer geht gar nichts. Angesichts der harten Arbeit und des Drucks, vor den großen Regenfällen fertig zu sein, bleiben Reibereien nicht aus. Insbesondere Hank Spruill geht keiner Konfrontation aus dem Weg. Doch als Luke beobachtet, wie Hank bei einer Schlägerei einen Mann tötet, sagt er nichts. Nicht nur aus Angst vor Rache.
'Die Farm' von John Grisham übertrifft seinen ebenfalls in diesem Jahr vorgelegten Roman 'Der Richter' um Längen. Kein Justizthriller, bezieht 'Die Farm' seine Spannung aus den genau geschilderten Existenznöten seiner Protagonisten und ihrer Hassliebe zur eigenen Scholle. Grisham weiß offenkundig genau, wovon er spricht, denn er ist selber im ländlichen Arkansas aufgewachsen. Die Sehnsüchte des Ich-Erzählers Luke treffen auf wortkarge Kommunikationsstrukturen, die immer nur das eine im Sinn haben: Die Ernte und das Wetter. Selbst ein Totschlag muss sich dem unterordnen - käme Hank ins Gefängnis, würde seine Familie automatisch ihre Mitarbeit auf den Feldern beenden. So bleibt Luke mit seinen Ängsten und Hoffnungen meist allein. Insbesondere dann, als Hank ihn sich als bevorzugtes Opfer ausgesucht hat. Ablenkung bieten allein das Radio mit seinen Baseballübertragungen und einmal die Woche der Besuch in der 'Stadt'. Und das Denken an den älteren Bruder, der als Soldat im Koreakrieg ist. Und eine erste Liebe zu der Schwester Hanks. Eine pralle, mit Herzblut verfasste Geschichte, die einen von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt.
Weitere Besprechungen zu Werken von John Grisham siehe:
Büchernachlese-Extra: John Grisham